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die Charaktere hinter den Weinen
Im Keller von Laura Brunellis Bio-Weingut „Le Chiuse di Sotto” Podernovone (v.l.: meine Frau Renate, meine Wenigkeit, Laura Brunelli und ihr Kellermeister.
Montalcino - eine der schönsten Weinregionen der Welt!
Schauspieler, Anwälte, Kaffee-Barone, Immobilienmakler, Fabrikanten, Modedeschöpfer, Rennrad-Profis, Künstler, Astronomen, Erben, Versicherungs-Konzerne und Pornostars ... die Liste der Neo-Winzer, der „Quereinsteiger
und Rebellen” in Montalcino ist lange, interessant und bei den Einheimischen teilweise auch umstritten. So wie die Weine dieser Exoten. Manche wild und ungestüm, internationalen Trends folgend, haben sich aber doch viele der bunten
Vögel von der Ruhe, Besonnenheit und traumhaften Natur Montalcinos erden lassen und machen wunderschöne Weine alten Stils! ... aber auch „SIE” gibt es noch, die „richtigen” Männer, die den „richtigen”
Brunello keltern (und vielleicht auch „Pitralon nehmen & dabei bleiben”), ich nenne sie hier den „Rat der Weisen”. Der „Rat der Weisen” ist seit langer Zeit in Montalcino,
die meisten von ihnen sind hier geboren. Sie halten an der Tradition fest, wie sie von der Familie Biondi Santi auf der Tenuta Greppo festgeschrieben wurde. Die „Felsen in der Brandung” und „Die Riesen”
bilden ein wesentliches Rückgrat Montalcinos. Erst „Die Riesen” haben mit ihren mächtigen Marketing-Instrumenten und im Verband mit dem Consorzio del Vino Brunello den unglaublichen wirtschaftlichen
Wiederaufstieg Montalcinos möglich gemacht. „Die Geheimtipps” sind zum Teil uralte Weingüter, ganz neue Aziendas, oder winzige Betriebe mit manchmal sehr schwer zu bekommenden Brunellos, alle aber empfehlenswert!
Im Absatz „Le Botti” gehe ich kurz auf die verwendeten Holzfässer ein und „Die Zauberer” stellt einige wichtige Önologen vor, die mit am Entstehen des „Wunders von
Montalcino” beteiligt waren. „Die Osterien” gehören zuguterletzt natürlich zum Wein wie der Fisch zum Wasser! Natürlich findet man in Montalcino zum Teil auch sehr „internationale”
Weine, die genau so gut in Kalifornien, Spanien, Australien, oder im österreichischen Burgenland entstehen hätten können. Das macht es Neueinsteigern und Fans in Sachen Brunello enorm schwer, wie soll man denn wissen wo sich die Spreu vom Weizen
zu trennen beginnt? Einen „old school” Brunello erkennt man dennoch 200 km gegen den Wind sofort heraus, es ist eben ein unverwechselbarer Wein der absoluten Königsklasse. Die mit Händen und Füßen verteidigte Tradition ist
letzlich das „Gold Montalcinos”, nicht umsonst sind Brunellos dieser Weingüter für viele Jahrzehnte lagerfähig! Dennoch haben die Sangiovese neueren Stils ihre Berechtigung und ihre Fans. Ich werde auch von ihnen einige Top-Winzer
und Winzerinnen hier vorstellen. BIO-WEINBAU: Wer jetzt tasächlich das erste Bio-Weingut in Montalcino betrieben hat (ausser Biondi Santi, die IMMER schon bio waren!) ist nicht restlos geklärt, vermutlich war es die Famile Schwarz aus Alto
Adige, die in den späten 1970-ern eigentlich die ersten angekommenen „Aussteiger” waren, oder doch eine andere Südtiroler Familie, nämlich die Loackers mit ihrem Corte Pavone? Der erste biodynamische Betrieb nach Demeter-Richtlinien
- SALICUTTI - wurde von Francesco Leanza gegründet. Jan Erbach und Caroline Pobitzer (Pian dell`Orino) und Stella di Campalto (San Giuseppe) gehörten mit Leanza ebenfalls zu den allerersten biodynamischen Betrieben in Montalcino. Diese 3 Betriebe
sind damals auch aus dem Consorzio ausgestiegen und haben ihren eigenen „Club” SPA gegründet. Nicht erst seit auch riesige Betriebe wie Col DÒrcia (mit 160 ha unter Reben) gezeigt haben, dass man sehr wohl auch so große
Weingüter biodynamisch führen kann, sondern schon davor gab es ab den 2000-er Jahren eine immer stärker werdenede Bewegung in Montalcino in Richtung Bio-Landbau. Auch „Wein-Hippie” Francesco Illy darf mit seinem Demeter-Gut Podere
Le Ripi nicht unerwähnt bleiben! Mittlerweile ist das kleine DOC-Gebiet jenes mit der höchsten Dichte an Bio-Weingütern in Italien. Auch dahinter steckt eine Initiative des Grafen Cinzano von Col DÒrcia. Der Conte versucht seit Jahren
ALLE Weingüter und überhaupt ALLE Wirtschaftsbetriebe der Appellation in Richtung nachhaltiger Arbeitsweise und unter ein eigenes Bio-Gütesiegel zu bringen, was natürlich eine enorm aufreibende Initiative ist. Der Benefit daraus ist aber
sicher eben der erwähnte Trend zum Bio-Landbau. Unangefochtene Vorreiter waren auch hier die Brunello-Erfinder der Familie Biondi-Santi, sie haben NIE chemisch gedüngt, NIE Pestizide oder Insektizide verwendet, NIE im Keller interveniert und waren
so eigentlich schon Bio-Weinbauern bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Hier eine unvollständige Listung von zertifizierten bio- oder biodynamischen Betrieben: Col DÒrcia, Casa Raia, Biondi Santi, San Giuseppe (Stella di Campalto), Salicutti,
Podere Le Ripi, San Polino, Il Coco, La Cerbaione, La Fornace, Collemattoni, Fonterenza, Argiano, Sesti, Cupano, Corte Pavone, Poggio di Sotto, Pian dellÒrino, Nostra Vita, Il Paradiso di Manfredi, Il Paradiso di Frassina, La Palazzetta ... Die
genannten Preise der Weine beziehen sich auf die bei verschiedenen online-Händlern gefundenen Weine und sind KEINE Vinotheken-Preise oder Ab Hof-Preise aus Montalcino!
wunderschöne Ansicht des Zentrums von Montalcino mit der Fortezza aus 1361 im Hintergrund © Consorzio Brunello di Montalcino
Der Doyen des Brunello FRANCO BIONDI SANTI (1922 - 2013)
Franco Biondi Santi mit einigen alten Flaschen Brunello Riserva © Biondi Santi
Am 7. April 2013 ist der große FRANCO BIONDI SANTI, Weinaristokrat aus Montalcino, im Alter von 91 Jahren verstorben. Seine immense Bedeutung für die Stadt, die Toskana, eigentlich für das ganze Land, lässt sich nicht in Worte fassen.
Er war der Patriarch des großartigen Weinguts TENUTA IL GREPPO und viele Kenner bezeichnen ihn auch als Erfinder des „wirklichen” Brunello, einem der gesuchtesten Weine dieser Welt. Die angesehene Wein-Journalistin Kerin O`Keefe,
die mit Franco eng befreundet war, hat sein Leben in ihrem wunderbaren, leider vergriffenen Buch „Franco Biondi Santi - The Gentleman Of Brunello” festgehalten. Ein weiteres wirklich großartiges Buch über Franco, auch
mit grandiosen Fotos, ist „This Is My Land” Franco Biondi Santi, Montalcino and Brunello”. Man findet es ab und zu in einem Antiquariat (auch online!). Wer einen Biondi Santi Brunello in seinem Keller lagert, besitzt nicht
nur ein Stück Geschichte, sondern einen Schatz, können die Annata-Weine der Tenuta Greppo doch gut und gerne weit über 50 Jahre reifen und die Riservas bis zu 100 Jahre. Dies hat natürlich seinen Preis, aktuelle Jahrgänge aus dem Haus
sind nicht unter 130.-- zu bekommen (ein Brunello Riserva ab 440.--), allerdings auch ein wirkliches Erlebnis, und zählen IMMER zu den besten Brunellos aller Jahrgänge! Allerdings brauchen die Brunellos von Il Greppo eine gute Weile um in der Flasche
nachzureifen. _____________________________________________________________________________________
Die Karte von Montalcino mit einem Großteil aller Weinbaubetriebe © Consorzio del Vino Brunello di Montalcino
Brunello di Montalcino - „Quereinsteiger und Rebellen”
Lionel Cousin (+ 24.4.2021), Ornella Tondini - Cupano
GIANNI BRUNELLI Gianni Brunelli (+2008) stammte aus einer alteingesessenen Familie Montalcinos, die auf ihrem kleinen Bauernhof Le Chiuse di Sotto im Norden
der Stadt auch immer Wein für den Eigenbedarf produzierte. In den späten 50ern, einer wirtschaftlich katastrophalen Zeit für Montalcino übersiedelte die Familie nach Siena, wo der Vater bald verstarb, und die Mutter immer von Le Chiuse
träumte. In den 70ern startete Gianni zusammen mit seiner zukünftigen Frau Laura ihre extrem erfolgreiche Gastronomie-Karriere mit der Kult-Osteria Le Logge in Sienas Altstadt, in der auch Stammgäste wie Gianna Nannini und Sting (der
ja ein Landgut in der Toskana besitzt) ein und aus gehen. Schon bald war den Brunellis klar dass sie auf dem hohen Niveau auf dem sie kochten auch einen Hauswein von sehr hohem Niveau wollten, und den selbst hergestellt. 1987 gelang es Gianni den Traum seiner
Mama zu realisieren, und den winzigen, alten Familienbesitz Le Chiuse die Sotto zurück zu kaufen, wo umgehend mit der Produktion von Olivenöl und Brunello begonnen wurde. Die Brunellis erwarben danach noch ein weiteres Stück Land, das
im Südosten gelegene Podernovone (der jetzige Stammsitz) und begannen die Sangiovesetrauben dieser beiden Lagen zu einem großartigen Brunello, ausgebaut in großen Botti aus slawonischer Eiche, zu vermählen. Nach Giannis Tod übernahm
Laura 2008 sämtliche Agenden im Weingut, das den Namen Gianni Brunelli weiter trägt und setzt sowohl hier als auch in der Osteria Le Logge in Siena die Tradition erfolgreich fort! Mittlerweile gehört Laura Brunelli mit ihrer
Mannschaft - nicht nur für mich - zu den besten Brunello-Erzeugern Montalcinos, was nicht zuletzt auf ihre akribische Arbeit in den Weingärten zurückzuführen ist. Die 100 Punkte für ihren Bruenllo 2016 sprechen Bände! Bei jedem
Besuch zeigt sie uns stolz verschiedene Reben, erklärt die Böden und man hat das Gefühl die Weinstöcke sind ihre Kinder. Auch ihre Fassverkostungen aller aktuellen Jahrgänge mit uns sind mehr als legendär. Ti amo Laura! Brunello
Annata 2015 ab 52.--
PODERE LE RIPI Wer kennt den Namen ILLY wohl nicht? Deren in Triest beheimatete Rösterei zählt zu den Ferraris der Kaffeewelt, und an Wein waren die Illy-Brüder schon immer interessiert.
1995 kaufte Francesco Illy die halb verfallene „Podere Le Ripi” und pflanzte seine ersten Weingärten. Nur 20 Jahre später setzt er völlig neue Maßstäbe in Montalcino. Sein Gut wird als biodynamischer Demeter-Betrieb
geführt und seine neuen Weingärten, die er „Bonsai” (wie den gleichnamigen Wein daraus) nennt, könnten die Weinwelt revolutionieren (wenn alle „Eier” hätten wie Francesco!). Dort setzt er auf 1 Hektar unglaubliche
62.500 Weinstöcke, an denen nur jeweils eine Frucht ausreifen darf und natürlich gibt es da nur mehr Handlese, die sehr vorsichtig erfolgen muss. Der Ertrag und vor allem das Ergebnis sind umwerfend. Das Traubenmaterial wird von Hand gerebelt - der
Wein ist ... KULT! Ebenso wie sein Brunello „Lupi e Sirene”. 2008 kauften die Illys auch das legendäre Brunello-Gut Mastrojanni in unmittelbarer Nachbarschaft und führten es an die absolute Spitze Montalcinos. Brunello Annata
2015 ab 41.-- SESTA DI SOPRA Eines der besten Beispiele für einen gelungenen Quereinstieg sind Ettore und Enrica, die 1980 das kleine, verfallene Anwesen in der exzellenten Sesta-Lage im Süden Montalcinos rund um einen
alten Wehrturm aus dem 13. Jhdt zu renovieren begannen. Zuerst wurden die Olivenhaine wieder aufgepäppelt (ihr Öl hat Kult-Status!), dann zwei Hektar Weingärten ausgepflanzt. Mittlerweile zählt ihr Brunello, von dem es meist nur 3.000 Flaschen
gibt, zu den allerfeinsten Weinen Montalcinos! (Ihr Freund Giancarlo Pacenti stand übrigens von Anfang an beratend zur Seite). Wesentliche internationale Magazine bezeichnen SestaDiSopra als „cult-winery” und viele Weinhändler
stehen Schlange um ein kleines Kontingent zugeteilt zu bekommen! Kerin O`Keefe gab dem 2013-er Brunello des Hauses 95 Punkte. Ettore Spina ist für mich persönlich einer der wichtigsten Freunde in Montalcino geworden. Wenn ein 86 Jahre alter
Mann in seine Weinbeschreibungen den Text von U2s „One” einflechtet, ist eigentlich alles klar! Mille Grazie Ettore! Brunello Annata 2013 ab 57.-- POGGIO di SOTTO Noch ein Betrieb dessen Brunellos mit Regelmäßigkeit
zu den Besten des Jahrgangs gewählt wurden. Der Industrielle PIERO PALMUCCI kam erst 1989 nach Montalcino, allerdings begann er schon Jahre zuvor Bodenproben auf verschiedenen Grundstücken der Region zu nehmen, sein Ziel war ganz klar: Weltklasse
Brunello! Auch die ausgesteckten Sangiovese-Klone wurden nur auf Grund genauester Bodenanalysen so gewählt. Einige alte Weingärten des Grundstücks wurden integriert, man entschied sich von Anbeginn für biologischen Landbau, und gemeinsam
mit dem Kult-Önologen Giulio Gambelli wurden die Weine gleich für 4 Jahre in 30 Hektoliter Botti aus slawonischer Eiche ausgebaut. Mächtige Brunello mit einzigartiger Tiefe und dennoch einer offensichtlichen Eleganz waren das Resultat. Die rund
15.000 Flaschen gingen für nicht unter 100.-- das Stück über die Ladentische, dies allerdings schnell wie der Wind. Krankheitshalber hat Palmucci sein Poggio di Sotto 2011 an den Industriellen Claudio Tipa verkauft. Die neuen Besitzer versprachen
zwar Palmuccis Stil treu zu bleiben, der von mir verkostete 2012 schmeckte aber nicht mehr so ganz nach dessen Handschrift. Dafür haben aber die Preise enorm angezogen und liegen aktuell bei 170.-- Als Claudio Tipa, der auch als Kunstmäzen
in Erscheinung tritt (und vor dieser Zeit bereits das Weingut Grattamacco in Bolgheri und ColleMassari in der Montecucco DOC erworben hatte) mit der biodynamischen Farm Palmuccis (200 HA Land mit 20 HA Weingärten über die ganzen Subzonen Montalcinos
verteilt) eines der absoluten Kult-Weingüter um einen sehr satten zweistelligen Millionenbetrag und 2014 das winzige PODERE BELLARINA mit 3 HA Weingärten kaufte, schielte er wohl auch schon auf das Nachbar-Gut SAN GIORGIO, welches er Anfang 2016
von einem dubiosen Deutschen um kolportierte 8 Mio übernahm. Wegen eines krummen Dings des Deutschen stand San Giorgio unter gerichtlicher Kontrolle und wurde von Dr. Enzo Tiezzi verwaltet (Tiezzi ist eine Montalcineser Legende, siehe weiter unten im
Kapitel „Die Geheimtips” unter TIEZZI.) Tiezzi hielt das kleine Weingut San Giorgio mit 10 HA Sangiovese-Lagen eher schlecht als recht am Laufen und konnte es über die Jahre auch nicht mal ans „breite Mittelfeld” Montalcinos
heranführen. Claudio Tipas Hunger auf Weingüter in der Region war damit aber noch nicht gestillt, denn ebenfalls 2016 erwarb er auch das kleine Gut LA VELONA mit 12 HA Sangiovese-Lagen, davon 7 HA für Brunello ausgewiesen. (nicht zu verwechseln
mit dem benachbarten 5 Sterne-Schloss Castello di Velona, das ebenfalls Brunello erzeugt)
Was Tipa nun aus SAN GIORGIO macht wird spannend, die vor Jahren angekündigte Sicherstellung der sensationellen damaligen Qualität von POGGIO DI
SOTTO sehe ich so jedenfalls nicht mehr. Bei SAN GIORGIO kann er sich allerdings nur verbessern! CASTELLO ROMITORIO Sandro Chia, der Anfang der 1980-er durch seine erste, von Andy Warhol kuratierte New Yorker Ausstellung, bei der
Liza Minelli und Mick Jagger viele Werke aufkauften, schnell zu Berühmtheit gelangte, ist Mit-Begründer der Kunstrichtung Italienische Transavantgarde. Er beschloß Ende der 80-er, ursprünglich in Florenz beheimatet, dann in New
York und LA lebend, eine über 2.000 Jahre alte Ruine in Montalcino in ein Top-Weingut zu verwandeln - was ihm gelungen ist! In meinem Interview auf seiner spektakulär gelegenen Burg mit ihm, öffnete er eine faszinierende Schatzkiste aus Kunst
und Kulinarik und erklärte mir, dass er bei seinen Weinen genauso kompromisslos vorgehen würde, wie bei seinen Bildern und Plastiken, und dass ihn Kritik, ob positiv oder negativ, nicht interessieren würde. Dass seine Brunellos mit absoluten
Höchstnoten geadelt werden, dürfte er aber wissen, denn sein Brunello „Filo di Seta” 2010 wurde 2015 bei der „International Wine Challenge” in London zum besten Rotwein der Welt gekürt! Brunello Annata 2016 ab 55.--
COL DI LAMO Als Giovanni Neri, der Begründer der „Casanova de Neri” und Vater von Giovanna und Gicacomo verstarb, erbte Giacomo den Hauptbetrieb mit sämtlichen Rebbergen und Gianna, damals Rechtsanwältin,
nur Ackerland auf dem zwei alte Bauernhäuser standen. Es folgte ein zehnjähriger Zwist zwischen den Geschwistern, der erst seit wenigen Jahren beigelegt ist, und die volle Attacke durch Gianna, die Allen zeigen wollte „Ich bin auch eine Neri,
ich kann auch Wein machen!” Sie hängte ihren Job als Anwältin an den Nagel, legte im Osten Montalcinos Weingärten und Olivenhaine an, stellte eine topmoderne „Winery” internationalen Formats auf die grüne Wiese, und wirbelt
seit einigen Jahren die Szene mit sehr schönen Weinen und respektablen Auszeichnungen durcheinander. Damit straft sie diejenigen Lügen, die meinten „in Torrenieri kann man keinen guten Brunello keltern, weil die Böden zu schwer sind!”
Da dürften sich einige geirrt haben! Unsere privaten Treffen gehören mit zum Schönsten, was wir in der Toskana erleben dürfen, mille grazie Gianna! Brunello Annata 2015 ab 39.-- CUPANO Die Filmemacher und Weltreisenden
Ornella Tondini und Lionel Cousin, der aus dem französischen Cognac stammte, haben sich nach vielen Wanderjahren und einem langen Afrika-Aufenthalt vor 25 Jahren in der Toskana ein „besonderes Plätzchen” gesucht. Zuerst residierten sie
einige Jahre in einem alten Herrenhaus der Frescobaldis im Westen Montalcinos ohne Strom und Wasser (ihre Partys bei Kerzenlicht waren legendär). Dann kauften sie einen verlassenen Bauernhof in dem kein Stein auf dem Anderen blieb und mit Hilfe von Carlo
Ferrini ein mustergültiger Weingarten nach französischem Vorbild angelegt wurde. Die ersten Ernten begleitete der große Giulio Gambelli und mittlerweile entstehen auf dem biodynamischen Betrieb Brunellos, die zu den legendärsten Montalcinos
zählen. Den Beiden ist es gelungen eine wirkliche Grand Cru aus ihrem Weinberg zu machen und im Konzert der wesentlichen Weinproduzenten dieses Planeten mitzuspielen! Lionel ist nach schwerer Krankheit am 24.4. 2021 gestorben. Brunello Annata 2015 ab
105.-- Buch-Tip: ORNELLA TONDINI verbrachte 1978 ein Jahr mitten unter den FROLINAT-Rebellen der TUBU im TIBESTI-Massiv, dem nordwestlichen Sahara-Hochgebirge des Tschad, und zog mit ihnen von Gefecht zu Gefecht gegen Regierungstruppen und französische
Elite-Einheiten. Gemeinsam mit der Fotografin Marie-Laure de Decker veröffentlichte sie 1979 im „Verlag Köln 78” das grandiose Buch „Für den Tschad”. Im Antiquariat online günstig erhältlich!!!
IL PALAZZONE Die Geschichte von IL PALAZZONE ist filmreif. Der Schweizer „Träumer” Mario Bollag sollte eigentlich seinem Vater als Rechtsanwalt folgen, brach das Jus-Studium aber ab, und ging als Fotograf und Schilehrer
nach Amerika, wo er bald den Pilotenschein machte und in Afrika, Indien und später in der Karibik für Haiti Air Inter flog. In Haiti blieb er sieben Jahre (und pendelt nach wie vor regelmässig dothin, wenn es im Winter in Montalcino zu kalt
wird). Nach der Geburt seines ersten Sohns beschloss er „seriös” zu werden, ging mit Familie nach Kalifornien und eröffnete eine sehr erfolgreiche Reise-Agentur um aber in Haiti noch ein Hotel zu leiten und in San Francisco eine Galerie
zu installieren, die viel Geld abwarf. 1975 kam er in die Toscana und kaufte in Montalcino spontan eine Wohnung, sieben Jahre später ein Haus, um sich zum Malen zurück ziehen zu können. Natürlich hatte er da schon längst den Wein entdeckt,
der ihn verzauberte. So beschloß er Weinbauer zu werden, aus dem Haus wurde IL PALAZZONE, er kaufte Land in Montalcino, reiste ins Burgund, belegte Kurse in Kalifornien und der Schweiz, alles finanziert durch seine noch immer erfolgreiche Reise-Agentur
und die Galerie. 1990 kommt sein erster Brunello und schlägt wie eine Bombe ein. Mario war damals einer der allerersten bunten Vögel der Szene. Seine Sangiovese erlangten schnell Kult-Status, aber auf nur 1,5 Hektaren war an einen komerziellen Erfolg
nicht zu denken, den er aber wollte. Wein war jetzt sein Ding, sein Lebensinhalt und vom Wein wollte er leben können. Nach langer Suche konnte er 1994 ein sehr wildes Stück Land kaufen, wo Terralsole entstand! Und wie es in guten Filmen kommt, traf
er für sein IL PALAZZONE den richtigen Käufer, nämlich den damaligen CEO des gigantischen Time Warner Konzerns, Richard „Dick” Parsons, der auf der Suche nach einem kleinen Weingut in der Toskana war. Nur wenige Menschen auf
diesem Planeten können sich den Luxus leisten ein kleines Weingut zu betreiben, das gearde genug abwirft um die Angestellten und die „daily operation” zu decken und dennoch - „Dick” Parsons scheute auch nicht davor zurück,
einen kompletten Kellerneubau zu finanzieren, und mit der schottischen Sommeliere Laura Gray, sowie ihrem Mann, dem Einheimischen Sangiovese-Fachmann Marco Sassetti (ja, DIE Sassettis aus Castelnuovo delÀbate!) und dem Star-Önologen
Paolo Vagaggini ein wahres „Dream Team” zu beschäftigen. Das Resultat: einer der besten Sangiovese Montalcinos. Da es davon nur wenige tausend Flaschen jährlich gibt, wird der Brunello an „handverlesene” Stammkunden
vergeben. Laura schmeisst den Laden mit einer derartigen Herzlichkeit, dass die Engel singen und unsere Besuche auf Il Plalazzone gehören zu meinen persönlichen Highlights! Brunello Annata 2013 ab 65.-- TERRALSOLE
Historisch gesehen ein junges Weingut, welches 1996 gegründet wurde, als der Schweizer Abenteurer Mario Bollag mehr und andere Weine machen wollte, als auf seinem kleinen „Il Palazzone” direkt hoch oben in Montalcino möglich war. Auf
dem, im wilden Süden spektakulär auf wunderschönen 400 Meter hohen Rebbergen gelegenen Anwesen in Sichtweite zu Mastrojanni, sind die Schlagworte „Terroir” und „Single Vineyard Wines” in Stein gemeisselt! Ausgebaut wird
in 600 Liter-Tonneaux aus französischer Allier-Eiche, die Leidenschaft Marios für strukturierte französische Weine bleibt auch bei seinen Syrah und Merlot erkennbar, zudem ist er der einzige in Montalcino der Cabernet Franc ausgestockt hat!
Seit 2018 ist Terralsole zu 100% bio-zertifiziert. Seine Frau Athina ist neben der Arbeit am Weingut übrigens als eine der besten Irish Folk-Fiddlerinnen des Planeten bekannt und tourt sowohl mit eigener Band, mit Riverdance und als Solo-Geigerin mit
dem Dublin Philharmonic Orchestra! Die Etiketten auf ihren Weinen lassen die Bollags von befreundeten Künstlern auf Haiti malen, denen Mario nach wie vor eng verbunden ist. So hat er 2010 auf Haiti eine Stiftung gegründet, die armen Kindern
eine Schulbildung ermöglicht und weitere Projekte fördert. Zudem gehen pro verkaufter Flasche Brunello Reserva 5.-- Euro nach Haiti. Brunello Annata ab 50.-- COLLEMATTONI Dieser damals winzige Betrieb ist mir bereits bei
meinem ersten Besuch in Montalcino 1990 aufgefallen, er war zu dieser Zeit einer der ganz „Jungen”, erst 1982 gegründet und seither sind die Buccis konstant auf der Karriereleiter hinauf geklettert. Ihre Brunello zählen zu den Klassikern,
werden 36 Monate in großen Botti ausgebaut und repräsentieren den „echten” Brunello wie man ihn sich wünscht. Von Besuchen bei der Familie Bucci habe ich noch einige Flaschen im Keller, ein 1997-er wurde beim Brunello-Fest 2013
in meinem Garten geöffnet, die 2010-er rasten noch! Brunello Annata 2016 ab 42.-- SAN FILIPPO Das seit 1972 existierende, weit im Osten der Stadt herrlich an den Ausläufern der Cerbaie-Hügel gelegene Weingut wurde
1990 von Roberto Gianelli gekauft und völlig umgekrempelt. Heute gilt es als biologischer Musterbetrieb, dem James Suckling für den 2010-er „Le Lucere”, der 42 Monate im Botte reifen durfte, sensationell 100 Punkte gegeben hat. Aus knapp
unter 6 Hektar Brunellogärten, die zu den besten Lagen der ganzen Region zählen, kommen gerade mal 12.000 Flaschen „Le Lucere”. Für Rosso di Montalcino und SantÀntimo Rosso stehen nochmals 5 ha zur Verfügung. San Filippo
betreibt auch ein sehr gediegenes kleines Agritourismo, das ich wirklich empfehlen kann! Brunello Annata 2015 ab 55.-- CIACCI PICCOLOMINI dÀRAGONA Eigentlich müsste dieses große, alte, aber topmodern geführte
Weingut in einem anderen Unterkapitel geführt werden, ich habe es aber deswegen hier platziert, weil mit dem ehemaligen Radrennprofi PAOLO BIANCHINI im Jahr 2004 ein wirklicher Quereinsteiger den Betrieb übernehmen musste. Zur Geschichte: Der historische
Palast war im Mittelalter ein Bischofs-Sitz und ging 1877 an die ortsansässigen Ciaccis, die die Landwirtschaft mehr als hundert Jahre betrieben. Da Elda Ciacci und Graf Alberto Piccolomini dÀragona (er stammt aus der Familie von Papst Pius II)
keine Kinder hatten, vermachte Elda 1985 den großen Besitz, der damals bereits schon wenig, aber excellenten Wein produzierte, an ihren Önologen und Gutsverwalter Giuseppe Bianchini, der vom einfachen Angestellten quasi in den Montalcineser Halbadel
aufstieg! Giuseppe kaufte Weinberge und Landwirtschaften zu, dehnte den Betrieb massiv aus und begann ihn an die Spitze Montalcinos heran zu führen. Als er 2004 unerwartet verstarb, hängte sein Sohn Paolo die Rennräder an die Wand und wurde
in den letzten 15 Jahren mit seiner Schwester Lucia und seinen Kindern zu einem der Kult-Winzer Montalcinos. (Seine Rennräder hängen tatsächlich im Verkostraum am Weingut und er ist auch einer der Motoren des historischen Radrennens EROICA)
Brunello Annata 2015 ab 47.-- PIAN DELLÒRINO Auf ein biodynamisches Weingut in Italien zu einem Interview eingeladen zu werden, dessen Eigentümer Deutsch sprechen und wo sich auf dem Plattenteller der superfeinen Stereoanlage
Neil Youngs „Harvest” und „Aftermath” von den Rolling Stones drehen ist eigentlich der Himmel auf Erden, noch dazu wenn die Weine ebenso superfein sind. Die Südtirolerin Caroline Pobitzer kam 1996 nach Montalcino, lernte dort
den Deutschen Jan Erbach, damals Önologe vom Bio-Betrieb Corte Pavone, kennen, sie verliebten sich und sind nun diejenigen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur Tenuta Greppo, also auf allerbesten Böden, Weltklasse-Brunellos keltern! Die
Beiden kochen in Montalcino ihr ganz eigenes „Süppchen” sind keine Mitglieder beim Consorzio, sondern haben mit Stella di Campalto und Francesco Leanza ihren eigenen „Biodynamik-Club” - „spa” sangiovese per amico
- gegründet. Brunello Annata 2013 ab 82.-- STELLA di CAMPALTO Eine weitere Geschichte wie im Märchen ist der Aufstieg der ersten biodynamischen Winzerin Montalcinos, die durch eine Tarot-Karten lesende Tante auf staatliche
Förderungen für Jungunternehmer aufmerksam wurde, die in der Weinwirtschaft durchstarten wollten. Den uralten Bauernhof im Süden von Montalcino bekam sie zur selben Zeit als Hochzeitsgeschenk vom Schwiegervater. Mit ihrer Tante im Schlepptau
fuhr sie nach Siena, um nur wenige Stunden später mit einem wahren Lottosechser nach Hause zu fahren: einer Förderung für 13,5 ha Weingärten auf Ihrem Land UND der Klassifikation für 10 ha davon als Brunello di Montalcino. Sie übersiedelte
1998 mit ihren kleinen Kindern von Milano auf den verfallenen Bauernhof, den sie zu restaurieren begann und pflanzte ihre ersten Reben. Das Schicksal war ernuet auf ihrer Seite, denn kein Geringerer als Piero Palmucci vom legendären Gut „Poggio
di Sotto” war ihr Nachbar und wurde ihr Mentor. Nach einigen Kursen als Sommeliere und Schulungen in Bordeaux beschloss sie ihren Betrieb biodynamisch zu führen und nach nur wenigen Jahrgängen gelang es Stella sich mit ihren wirklich großartigen
Brunello in der „Elite” zu etablieren. Ihr nach Steiner Richtlinien geführtes winziges Demeter-Gut San Giuseppe hat sich mit den Kollegen von Pian dellÒrino und Salicutti bewusst vom Consorzio del Vini Brunello gelöst, „da
dieses nur die Interessen der großen Fattorien unterstütze, und auf die Mehrheit der Kleinbetriebe nicht eingehe” O-Ton Stella (66% aller Weinbaubetriebe Montalcinos sind kleiner als 5 Hektar). Im Weingarten verwendet sie keine Traktoren,
um die Lebewesen in den Böden nicht zu schädigen, anstelle kommt ihr Pferd zum Einsatz! Für den Ausbau verwendet Stella französische Eichenfässer mit 15 und 17 Hektoliter. Ihre 7.000 Flaschen sind stets binnen Kürze ausverkauft.
Brunello Annata ab 150.--, Rosso di Montalcino ab 70.-- FONTERENZA Die Zwillingsschwestern Francesca und Margherita Padovani kamen als kleine Mädchen 1976 erstmals auf das 500 Jahre alte, winzige Landgut Fonterenza im untersten
Süden der Apellation, wo ihre Eltern bei der Weinlese halfen. Es sollte eine Begegnung fürs Leben werden, denn sie kehrten immer wieder zurück, bis Margherita als erste nach St. Angelo in Colle übersiedelte und mit der Arbeit in den Olivenhainen
von Fonterenza als Quereinsteigerin begann. Zwei Jahre später kam Francesca nach und von da an war klar dass sie als Bio-Bäuerinnen arbeiten wollten. Sie pflanzten ihre ersten Weinstöcke aus, bewirtschafteten die Weingärten von Beginn an
händisch und biodynamisch und brachten 2004 ihren ersten Brunello in die Flaschen. Weingartenarbeit, Flaschenfüllung etc. erledigen sie alles selber. Aus nunmehr gesamt 4,2 Hektar Weingärten ernten die Zwillinge wundervolles Traubenmaterial,
welches in großen Botti für bis zu 40 Monate zu gewaltigen Brunellos reift und rund 5.000 Flaschen für den Verkauf ergibt. Von ihren über 1.000 Olivenbäumen gewinnen sie zudem auch verschiedene hochwertige Öle. Brunello Annata
2012 ab 68.-- LA FIORITA Nachdem die charmante Natalie Oliveros, einer der erfolgreichsten Porno-Stars der USA, aus dem „Adult-Film”-Business ausstieg, erwarb sie 2011 das wunderschön gelegene Weingut LA FIORITA
in Sichtweite zu Fanti, La Poderina und dem Kloster SantÀntimo. Dort krempelte sie nicht nur die Ärmel hoch, sondern spuckte richtig in die Hände und verwandelt die kleine Landwirtschaft aktuell in einen mustergültigen Bio-Betrieb mit
modernster Kellerei und Technik, der mit dem bereits 2014 erfolgten Zukauf einer kleinen, biologisch zertifizierten Brunello-Lage im Südwesten Montalcinos auch über allerfeinstes Ausgangsmaterial für die eleganten Bruenllos des Hauses verfügt.
Auch wegen eines weiteren baldigen Zukaufs einer sensationellen Brunello-Lage wird man zukünftig den Namen „La Fiorita” öfters hören. Natalie ist sowohl im Weingarten, als auch im Keller und beim Marketing sehr aktiv und baut ihre
Brunellos für 24 Monate in französischen 500 Liter-Tonneaux aus, die Riservas im Mix Tonneaux/Botte, der Rosso kommt in gebrauchte Tonneaux. Brunello Annata 2015 ab 47.-- CASATO PRIME DONNE Donatella Cinelli-Colombini
als Quereinsteigerin zu bezeichnen ist eigentlich vermessen, stammt sie doch aus einer der ältesten Winzer-Dynastien Montalcinos, den adeligen Colombinis, Besitzer der Fattoria dei Barbi. Nachdem sie zunächst als Bibliothekarin in Siena tätig
ist, übernimmt sie nach dem Tod des Vaters einen Teil der Ländereien der Familie auf der Fattoria Casato im Norden Montalcinos, sowie die Fattoria del Colle, nördlich von Montalcino, wo sie herrlichen Chianti und den neuen Orcia DOC keltert.
Auf Casato Prime Donne sind ausschliesslich Frauen beschäftigt, von der Kellermeisterin, Önologin bis zum Management und Versand! Die überaus sympatische Donatella zählt zu den einflussreichsten und beliebtesten Frauen im italienischen
Weingeschäft. In den letzten Jahren ist sie im Keller dazu übergegangen die früher „internationale” Stilistik ihrer Brunellos wieder in Richtung „oldschool” zu lenken. Ihre Weine sind atemberaubend! Brunello Annata 2015
ab 60.-- SALICUTTI Nur den sprichwörtlichen Steinwurf von Laura Brunellis Podernovone-Hof entfernt liegt der allererste biodynamische Betrieb Montalcinos mit gerade einmal vier Hektar Weingärten, den Francesco Leanza Anfang
der 90-er gründete. Der akribische Bio-Chemiker aus Rom war immer auch ein Vorreiter genauester Boden-Analysen und Studien der verschiedenen Klimazonen Montalcinos und überzeugt, dass nur diese Bekenntnis und das Bekanntmachen der völlig unterschiedlichen
Wein-Charaktere der vier Klimazonen Brunello in Zukunft eindeutig positionieren wird können. Sein biochemisches Verständnis im Zusammenspiel mit der sanften Biodynamik und einer sehr interessanten Holzauswahl für seine Fässer im winzigen
Keller ließ Brunellos entstehen, die zu den allergößten Gewächsen des Anbaugebiets zählen! Die deutsche Familie Eichbauer, die in München auch das Kult-Restaurant Tantris betreibt und Salicuttis Weine schon lange
auf der Karte führt, hat die Podere Salicutti im Sommer 2016 gekauft. Francesco Leanza blieb vorerst als Direktor am Weingut. Brunello Piaggione 2015 ab 89.-- SESTI Ganz der alten Schule verpflichtet hat sich der schreibende
Astronom Giuseppe Sesti, der 1975 mit seiner damals jungen Famile das halbverfallene Castello di Argiano kaufte und zu rennovieren begann (nicht zu verwechseln mit dem alteingesessenen Brunello-Betrieb „Argiano” in Nachbarschaft). Er war zu dieser
Zeit mehr oder weniger der einzige Ansässige, der gut Englisch sprach, und in den ausklingenden 1970ern begannen ihn die damals ins internationale Rampenlicht rückenden Weingüter als Dolmetscher zu engagieren. Für Sesti neben seiner schriftstellerischen
Tätigkeit eine willkommene Abwechslung, die immer in einem opulenten Mahl und der Verkostung der allerbesten Brunellos mit Journalisten, Önologen, Importeuren aus der ganzen Welt ausklang. Ende der 1980er erkannte er plötzlich, dass er ja selbst
wundervolles Brunello-Land besaß und pflanzte 1990 seinen ersten Weingarten aus. In den gut 10 Jahren als Dolmetsch eignete er sich natürlich auch ein Wissen über Kellertechnik, Trauben usw an und die aufgebauten Verbindungen zu praktisch allen
Winzern und Önologen vor Ort kamen ihm jetzt mehr als zugute. Es ist wohl keine Überraschung dass Giuseppe Sesti am Weingut gemeinsam mit seiner Tochter Elisa biodynamisch und nach den Mondphasen arbeitet, und seine kraftvollen Brunello nach den
alten Methoden für gleich 48 Monate (die Riserva 60 Monate!) in großen slawonischen Fässern ausbaut. Brunello Annata 2013 ab 55.-- L`AIETTA Der kleinste und einer der jüngsten Betriebe in Montalcino wird vom
ebenso jungen FRANCESCO MULINARI geführt. Während seiner Zeit an der Uni kam er mit seiner Familie regelmäßig zum Picknick in einen kleinen steilen Garten westlich der Stadtmauer der mit Olivenbäumen und altem Wein bewachsen war.
Francesco verliebte sich in das Stück Land, sein Vater kaufte den 100 Jahre alten Weingarten und erst 2004 pflanzte er seine neuen Reben aus. Da auf der terrassierten und extrem steilen und felsigen Lage nicht einmal Pfosten und Pflöcke eingeschlagen
werden konnten „erzieht” Francesco seine Weinstöcke nicht, sondern lässt sie als Büsche wachsen (wie ja vor langer Zeit ohnehin üblich). Biodynamisch geführt und für 36 Monate in slawonischen „Botti” ausgebaut,
erregte er bereits mit seinem ersten Brunello erhebliches Aufsehen. Die nicht einmal 2.000 Flaschen sind natürlich im Handumdrehen verkauft. Brunello Annata ab 45.-- IL MARRONETO Der römische Anwalt Giuseppe Mori erwarb
1974 das kleine Gehöft an der nördlichen Ausfahrt von Montalcino und vorerst wurde Wein nur in Kleinstmengen für die Familie gemacht. Sein Sohn Alessandro, ebenfalls Anwalt, beschloss dann 1994 Weinbauer zu werden, sperrte seine erfolgreiche
Anwaltskanzlei und verfiel mit Haut und Haar den Sangiovese-Trauben! Durch seine absolut traditionelle Herangehensweise an den Brunello entwickelte sich „Il Marroneto” in Windeseile zu einem der beständigsten und gesuchtesten Weingüter
in Montalcino und erhielt für den 2010-er Brunello sensationelle 100 Punkte von Robert Parkers „Wine Advocate” und 99 Punkte von Kerin O`Keefe/Wine Enthusiast. Mori baut seine tollen Brunello bis zu 41 Monate in großen Botti aus und
gehört zu den wenigen Weinbauern die keine Riserva anbieten, da er sein bestes Traubenmaterial immer in seinen beiden Brunello Annata wissen will. Brunello 2015 ab 60.-- CORTE PAVONE Die Familie Loacker aus Südtirol betreibt
ebendort schon lange Weinbau und stellte auch sehr früh auf Bio um. Das Kerngeschäft der Loackers war und ist allerdings die Waffelproduktion im Unterinntal, dafür sind sie seit 1925 weltberühmt. Das neben Sandro Chias „Castello Romitorio”
mit spektakulärer Aussicht gelegene, alte Weingut CORTE PAVONE wurde 1996 von Loacker sen. bei einer großen Tour mit dem Rennrad entdeckt, stand zum Verkauf und der Rest erweitert die Familiengeschichte der netten Südtiroler um einiges. Der
auf 17 ha wachsende Sangiovese wird hier traditionell für 36 Monate in großen Botti ausgebaut und ergibt grundsolide Brunellos. Brunello Annata 2015 ab 47.-- LE POTAZZINE Das mittlerweile auf Grund einer Scheidung reine
Frauenweingut der Familie Gorelli wurde erst Mitte der 1990-er hoch gezogen. Mitte der 80-er öffnete Gigliola Gianetti - nach ihrem Job bei Biondi Santi - am Piazza Garibaldi das Ristorante & Vinaria LE POTAZZINE (siehe Abschnitt „Osterien”).
Zu dieser Zeit war ihr Mann Giuseppe Gorelli noch beratender Önologe für das Consorzio, dann beschlossen sie ihr eigenes Weingut zu etablieren und landeten einen wirklichen Coup! Mittlerweile sind die Töchter Viola und Sofia fix im Betrieb integriert
und werden im Keller durch die Önologin Roberta Tiberi unterstützt. Aus den nur 5 Hektar sehr hoch gelegenen Sangiovese-Weingärten kommt einer der besten Brunellos der Stadt! Brunello Annata 2015 ab 68.-- LA PIEVE Robert
und Bettina Baumann kauften den kleinen Bauernhof, der Jahrhunderte zum SantÀntimo Kloster gehörte, aus dem Nachlass der Gräfin Ciacci Piccolomini dÀragona im Jahr 1986 als Feriensitz. Nachbar Giuseppe Biancchini riet den Baumanns Wein
anzubauen, da sie sich dafür auf historischem Boden befänden. Alles begann 1987 mit einem 0,3 ha kleinen Weingarten. Die 1000 Flaschen waren für den Eigenbedarf zu viel und wurden an Freunde verschenkt, die die Baumanns ermutigten doch
mehr daraus zu machen. Man erweiterte gesamt auf nur 1,7 Hektar und die Brunellos des Hauses sind gesuchte Juwelen! Ausbau in 2000 Liter Botti aus österreichischer Eiche und Tonneaux aus französischer Eiche von der Fassbinderei Mittelberger in Bozen.
Brunello Annata 2013 ab 36.-- CAMPOGIOVANNI Ein - für mich - gelungenes Beispiel für ein breit aufgestelltes „Portfolio” an Weingütern einer großen Investment-Firma, nämlich der Allianz-Gruppe,
die vor 40 Jahren in Montalcino einstieg, dann mit dem riesigen Pieve San Felice im Chianti Classico ein ganzes Dorf neu „erfand”, jetzt auch in Bolgheri „BellÀja” betreibt, und dies alles mit wirklichem Gespür und einem
ganz vorsichtigen „Händchen” für Natur und Menschen! Ihr Brunello aus dem Südwesten Montalcinos, der völlig „oldschool” ausgebaut wird, gehört für mich seit vielen Jahren zu meinen Lieblings-Tropfen!
Brunello Annata 2015 ab 39.-- LA MAGIA Vor nunmehr über 40 Jahren kam die Familie Schwarz nach Montalcino - und - blieb, als eine der ersten „Quereinsteiger” hängen! Sie kauften einen damals erschwinglichen
ganzen Hang im Süden Montalcinos, bauten 1978 den ersten Weinkeller und begannen Sangiovese auszustocken. Der 15 ha große, in einem Stück hoch über dem Kloster SantÀntimo und auf gefühlter „Augenhöhe” mit dem
Monte Amiata gelegene, steile Weingarten gehört zu einer der spektakulärsten Einzellagen dieses Planeten. Der Brunello wird für 36 Monate in französischen 500 l-Tonneaux ausgebaut. Der 2012-er bekam von James Suckling 96 Punkte. Brunello
Annata 2015 ab 40.-- COLLOSORBO Obwohl erst 1995 von Giovanna Ciacci, nach einer Teilung des Familienbesitzes gegründet, gehörten die weit im Süden, zwischen SantÀngelo in Colle und Castelnuovo dellÀbate
gelegenen Ländereien und Gebäude zu den historischsten Weingütern des Anbaugebietes, nämlich zur TENUTA DI SESTA (siehe „Felsen in der Brandung”). Gemeinsam mit ihren Töchtern Laura (Önologin) und Lucia (Agronomin)
betreibt Giovanna das Weingut, welches beachtliche 30 Hektar Weingärten umfasst und superfeine Brunellos erzeugt, die für 36 Monate in einem Mix aus 12 -54 HL fassenden Botti aus slawonischer und französischer Eiche reifen. Brunello Annata
2015 ab 36.-- TALENTI Pierluigi Talenti kaufte 1980 das 40 ha-Anwesen, das unmittelbar neben Collemattoni, kurz vor Sant Angelo In Colle liegt, und machte daraus in Kürze ein wirklich ansprechendes Weingut. Seit 1999
wird es von seinem Enkel Riccardo Talenti meisterlich geführt, der aus den 20 ha Rebbergen vorzügliche Sangiovese-Trauben gewinnt, deren Most in Botti von 18 - 26 HL aus slawonischer Eiche und 500 Liter-Tonneaux aus französischer Allier-Eiche
ausgebaut wird. Brunello Annata 2015 ab 38.-- TENUTA SILVIO NARDI Als 1950 SILVIO NARDI, ein vermögender Hersteller von Landwirtschaftsmaschinen, das riesige Landgut im äussersten Norden Montalcinos kaufte, war er der
erste „Zuagraste” (Zugereiste), der in Montalcino investierte, und das in einer der schwierigsten Zeiten der Stadt! Er war auch der einzige „Fremde”, der Gründungsmitglied beim Konsortium wurde. Über die Jahrzehnte kauften
die Nardis mehrere andere Güter dazu und insgesamt werden nun 80 ha Rebflächen bewirtschaftet, sowie die Tenuta Bibbiano im Chianti Classico. Die Tenuta Nardi war in den 80-ern und 90-ern für sehr schwankende Qualitäten bekannt, seit Silvios
jüngste Tochter das Gut übernahm und alles umzukrempeln begann ist man wieder am richtigen Weg. Brunello Annata 2015 ab 29.-- MATE Ungarn-Flüchtling, Fotograf, Bootsbauer, Weltumsegler, Schriftsteller (Ferenc schrieb
bisher 11 Bücher, darunter einige Bestseller!) und schließlich Winzer. Nach Zwischenstationen in der Toskana kam die Familie 1990 von New York endgültig nach Montalcino, kaufte zwei Hügel mit einer verlassenen Burg aus dem 13. Jhdt in
der Nähe von Tavernelle und begann das wunderbare Anwesen in ein Juwel zu verwandeln. Als sich heraus stellte, dass in unmittelbarer Nachbarschaft Winzer-Stars wie Gaia Gaja, Gianfranco Soldera und einfache Weinbauern wie die Fattois Weltklasse-Brunellos
schufen, beschlossen Ferenc und Candace ebenfalls Wein machen zu wollen. Zwanzig Jahre später schreiben wir 2019 und die modernen Weine, die in Barriques und Tonneaux reifen, werden, wie der Merlot Mantus 2015 des Hauses, als „Italy`s Best Merlot”
ausgezeichnet, der Brunello 2013 bekommt von James Suckling 94 Punkte, Wine Spectator gibt 93 und Doctor Wine ebenfalls 94. Noch ein Montalcino-Märchen wurde wahr! Brunello Annata ab 40.-- MADONNA NERA Das am östlichen
Abhang Montalcinos gelegene, kleine Stück Land wurde von Lornezo Borgogni, dem ehemaligen Chef der berühmten Hubschrauberfabrik Agusta erworben. Sein Ziel war es Spitzen-Sangiovese aus seinen nur 2 ha Brunello-Lagen zu erzeugen, das ist ihm mit Hilfe
des Star-Önologen Carlo Ferrini binnen kürzester Zeit gelungen! Ausgebaut wird für 30 Monate in 700 Liter-Tonneaux aus Frankreich, was sehr elegante Weine ergibt. Brunello Annata 2015 ab 42.-- SAN POLINO 1992 von
Katia Nussbaum und Luigi Fabbro gegründet, konnte sich der kleine Bauernhof mit 3 ha Weingärten bereits mit den ersten Brunellos (ab 2001) in Montalcinos Spitzenfeld etablieren. Der Einzellagen-Brunello „Helichrysum” bekam 2010 sensationelle
100 Punkte, der Annata 2010 unglaubliche 99! In unmittelbarer Nachbarschaft zu Salicutti und San Polo verwundert es nicht, dass auch hier biodynamischer Landbau betrieben wird. Auf dem Hang stehen auch noch sechs seit 1581 dokumentierte Olivenbäume, die
zu den ältesten der Region gehören! Ausbau für 42 Monate in Botti. Brunello 2015 Annata ab 57.-- LA SERENA / LA RASA 1933 wurde am La Rasa-Hof östlich der Stadt in den auslaufenden Cerbaie-Lagen bereits auf einem
knappen ha Sangiovese ausgestockt (Cerbaiona, Cerbaiola, San Filippo oder Casanova di Neri liegen in der Nachbarschaft). Es sollte aber noch 55 Jahre dauern, bis die Familie Mantengoli ihren ersten Brunello unter dem neuen Namen LA SERENA (nach einer winzigen
Kapelle in der Nähe) für kommerziellen Verkauf in Flaschen füllte. Von mittlerweile 7 Hektaren Weingärten, die biologisch bewirtschaftet werden, kommt einer der Top-Brunellos der Stadt, der für 30 Monate in großen Botti ausgebaut
wird. PIETRANERA + TENUTA FRIGGIALI + DONNA OLGA Die Familie Peluso-Centolani kaufte ihren ersten Besitz in Montalcino in den 1970-ern als private Jagd und erzeugte 1983 ihren ersten Brunello von der Tenuta Friggiali. Mit dem Zukauf
von weiteren ausgedehnten Ländereien und der Auspflanzung neuer Weinberge steht für die drei individuellen Guts-Weine (siehe oben) der „Agricola Centolani” nun eine Rebfläche von 55 ha zur Verfügung. Der Ausbau des „Pietranera”
erfolgt beim Annata Brunello für 30 Monate in slawonischen Botti + 6 Monate im Stahltank - erhältlich ab 29.--, der „Friggiali” 2013 Annata kostet ab 26.-- und wird für 36 Monate in großen Botti gereift. Der Brunello „Donna
Olga”, Liebkind von Olga Peluso, und dem Falstaff 92 Punkte für den 2012-er wert, reift für 36 Monate in 30 HL-Botti, Preise ab 30.-- PIETRA Die Familie Ferretti ist seit sieben Generationen auf der Podere
Pietrafocaia 5 km südlich von Montalcino ansässig und hat ihren Sangiovese viele Jahre fassweise an benachbarte, bekannte Weinbaubetriebe verkauft. Mit dem Jahrgang 2016 entschlossen sich die Ferrettis erstmals unter ihrem neuen, eigenen Label mit
5000 Flaschen Brunello an die Öffentlichkeit zu gehen! Man darf gespannt sein.
bei Laura Brunellis Stand auf der Benvenuto Brunello 2016 (© Renate Haslinger)
Francesco Illy - Fotograf, Hippie, Kaffeeröster, Weinbauer, Rebell (© Renate Haslinger)
legendärer Schnappschuss: Piero Palmucci (Poggio di Sotto) verkostet die Weine seiner Muse Stella di Campalto (links). Foto: Wojciech Bonkowski
Stella di Campalto erklärt mir die Lagen ihrer Weingärten (© Renate Haslinger)
Francesco Leanza, Podere Salicutti
bei Jan Erbach auf Pian dellÒrino dreht sich „Harvest” von Neil Young am Plattenteller (© Renate Haslinger)
Die Quereinsteigerinnen Francesca und Margherita vom biodynamischen Gut Campi di Fonterenza bei ihrer Olivenernte
Mittagessen mit Sandro Chia auf seinem Castello Romitorio (© Renate Haslinger)
zu Gast bei Gräfin Donatella Cinelli Colombini auf Casato Prime Donne (© Renate Haslinger)
Paolo Biancchini signiert mein Geschenk, eine Magnum Brunello von Ciacci Piccolomini dÀragona (© Renate Haslinger)
Gigliola Gianetti mit ihren Töchtern Viola und Sofia Gorelli (Le Potazzine)
Einer der liebsten Menschen Montalcinos - ETTORE SPINA (Sesta di Sopra) © Renate Haslinger
Natalie Oliveros von „La Fiorita”
Verkostung im Freundeskreis auf Il Palazzone (© Renate Haslinger)
Giuseppe Sesti (Castello di Argiano)
Giovanna Ciacci von COLLOSORBO mit ihren Töchtern Laura & Lucia Sutera Sardo © Collosorbo
Andrea Mantengoli (La Serena) © Consorzio del Vino Brunello
Brunello di Montalcino - „Der Rat der Weisen”
„Sunto” Pieri (1921-2018) - Bellaria © Bellaria
Wie emotional die „Zuagrasten” (= Zugereisten) mit ihren Barriques, Parker-Punktewertungen und ihrer Ungeduld in Montalcino von den angestammten Winzern gesehen werden, verdeutlichen diese wunderschönen Zeilen von Bruno Fabbri des Weinguts
„Le Presi”: „I come from people that know the meaning of respect and sweat. My people look straight into the eyes. My people don’t use trick or take shortcuts. My people know the value of all the small things in life. The roots of my people belong to the country. We are the flavour of our country and we are proud of it. We welcome people, we shake hands with trust. We make a promise with a look in the eye and we keep that promise. My
wine is ancient, not old. Technology is a help and not just an excuse good enough to turn the tables. I only know what Sangiovese Grosso is. The word barrique doesn’t mean anything to me. I am not interested. I quite easily
daydream when I look at the sky and touch my land. At night I fall asleep because I’m tired. I consider my labour as an ingredient, as a prize. I don’t fear the rain and I don’t fear the sun as both will become
life in my grapes and character in my wine, just as photos of a gone by year. Just as memories in my diary. My walls are strong because my father built strong foundations. I move slowly because I’m endowed with patience.
Because I respect the work of time and of the big oak that embraces my wine and adds strength to it. I worship the importance of the glass that embraces every single sip offered to you. ” IL PARADISO DI MANFREDI
Wie könnte ich über Montalcinos Weinbauern schreiben, ohne den Mann zu erwähnen, dessen Wein meine Begeisterung für Brunello für immer besiegelte, nämlich FLORIO GUERRINI. Sein 1985-er Brunello war es, dem ich vor dreissig
Jahren mit Haut und Haar verfallen bin. Sein Schwiegervater Manfredi Martini, zu dessen Ehren das Gut nach seinem Tod 1983 auch benannt wurde, arbeitete viele Jahre für die Biondi Santis, und erwarb mit seiner Frau Fortunata in den 1950ern den
winzigen Bauernhof Il Paradiso. Mit viel Erfahrung im Weinbau war er es auch, der 1967 mit 25 anderen Winzern das „Consorzio del Vino Brunello” gründete. Sein Wissen um die strikte Weinbautradition, welches er sich auf der Tenuta Greppo angeeignet
hatte, gab er an seine Tochter Rosella und ihren Mann Florio weiter, die ihrerseits bereits ihre beiden Töchter in die hohe Kunst des traditionellen Brunello einweihten. Auf „Il Paradiso di Manfredi” verzichtet man zu 100% auf Herbizide, Pestizide
und Dünger, baut die Weine für 40 Monate in großen slawonischen Eichenfässern aus, und gehört so Jahr für Jahr zu den allerbesten Brunello-Erzeugern des Gebiets. Bei nur 7.000 Flaschen Jahresproduktion können die Guerrinis
mit ruhigem Gewissen auf sämtlichen Presserummel verzichten, und werden somit auch von anerkannten und selbsternannten Weinpäpsten, Kritikern und anderen „wichtigen” Menschen nur periphär wahr genommen. Richtige Insider wie Kerin
O`Keefe verneigen sich allerdings ehrfurchtsvoll vor „Il Paradiso di Manfredi”, und zählen die bis zu 40 Jahre lagerfähigen, aber sehr schwer zu bekommenden Weine zu den ganz Großen. Brunello Annata 2011 ab 89.--
BARICCI Der 2017 mit 96 Jahren verstorbene NELLO BARICCI, geboren in Montalcino, hielt die Fahne des traditionellen Brunello mit am Höchsten. Vom deutschen Insider-Magazin „Merum” wurde er mit seinem, damals sehr erschwinglichen,
2007-er unter die drei besten Winzer Montalcinos gereiht. Der Jahrgang war natürlich schnell ausverkauft, bei einer Gesamtproduktion von nur 14.000 Flaschen muß man bei kleinen, feinen Weinbauern wie Baricci immer schnell sein! Die profunde Brunello-Expertin
Kerin O`Keefe zählt Baricci ebenfalls zu den allerbesten und wichtigsten Winzern. Sein Weingut „Colombaio di Montosoli” erwarb der ehemalige Landarbeiter 1955 und vermutlich wußte er damals schon, dass er auf goldenem Boden saß,
kannte er das Land um Montalcino doch wie seine Westentasche. Heute ist Montosoli die Top-Cru von Montalcino, und wer dort Weingärten besitzt bringt eigentlich immer große Brunello auf die Welt (wie den „Montosoli” von Altesino). 1967
pflanzte er die Weingärten neu aus, und 1976 kam sein erster Brunello (der 1971-er) in den Verkauf. Von der hohen Qualität verblüfft, kauften binnen weniger Monate junge Güter wie Altesino und Caparzo damals noch verfügbares Land am
Montosoli auf. Bei Robert Parker oder im Gambero Rosso sucht man Bariccis Weine vergebens, um Punkte, Wertungen, Preise und auch die Presse hatte er sich nie gekümmert ..„Perche?” war seine simple Gegenfrage auf die Frage warum. Seine Tochter
Graziana ist die Herrin über die Weingärten und natürlich bauen sein Sohn Pietro und seine Enkel Fancesco und Federico, genau so wie er, die Weine ganz klassisch für 36 Monate in großen slawonischen Eichenfässern aus, auch wenn
der Name Baricci etwas anderes vermuten lassen könnte. Das kleine französische Barrique mit nur 225l Fassungsvermögen wird aber von den Baricci-Buffis auf Grund der logischen Holz-Dominanz als „für Sangiovese völlig ungeeignet”
nicht einmal angedacht. Auf eine Riserva verzichtete Nello bewusst, er wollte seine besten Trauben Jahr für Jahr im klassischen Brunello wissen. Die Familie ist bestrebt, Nellos Tradition auf „Colombaio di Montosoli” noch lange fortzusetzen!
Brunello Annata 2015 ab 48.-- CANALICCHIO DI SOPRA 1962 von Primo Pacenti im Nordosten „zu Füßen” der Stadt gegründet, liegen sämtliche Agenden des tip-top umgebauten Anwesens in den Händen
seiner drei Enkel Simonetta, Marco und Francesco Ripaccioli. Dieses Team hat Canalicchio di Sopra mit viel Einsatz und Können an die Spitzenbetriebe der Apellation herangeführt. Mit Weingärten am nördlichen Teil des Montosoli und ihrer
eigenen Canalicchio-Cru haben sie beste Vorraussetzungen für ganz große Sangiovese, und so verwundert es nicht, dass auch der Rosso di Montalcino des Hauses eine wirkliche Sensation ist! Im Keller herrschen 52 HL-Botti von Garbelotto (deren Fässer
man in vielen Kellern Montalcinos antrifft!) vor, in denen auch der Rosso ausgebaut wird! Auf ihrem Borgo Canalicchio Relais, das gegenüber der Azienda am nach Montalcino ansteigenden Hang liegt, lässt sich vorzüglich urlauben! Brunello Annata
2016 ab 60.-- FULIGNI Die Familie Fuligni ist über 110 Jahre in Montalcino ansässig. Nachdem ihr Vater früh verstarb, übernahm Dr. Maria Flora Fuligni 1971 den Weinbau, und war damit die erste Frau in solch einer
Führungsposition in Montalcino. Sie steht dem Weingut noch immer vor, vertrat bis vor kurzem auch die konservative Ausbau-Methode mit 100% Reife in den großen slawonischen Eichenfässern, ließ sich aber von ihrem Önologen Paolo Vagaggini
davon überzeugen die ersten vier bis fünf Monate der Reifung in 500-l Tonneaux vorzunehmen um dem Brunello mehr rote Farbanteile zu geben (dazu mehr von Francesco Illy im Abschnitt WEINE auf dieser website). Erst dann kommt der Brunello für
weitere zweieinhalb Jahre in die großen Botti. Fulignis Brunello gehören alljährlich zu den ganz großen Weinen Montalcinos. Brunello Annata 2016 ab 80.-- CERBAIONA Der ehemalige Al Italia Pilot DIEGO MOLINARI
(+ 2019) kam nach seiner Pensionierung 1976 nach Montalcino, erwarb ein winziges Landgut und startete ohne Berater und Önologen seine Gehversuche als Neo-Winzer. Bei diesem „nicht einmischen lassen von ausserhalb” beließ er es auch,
und wurde, zuerst belächelter Einzelkämpfer, zu einem der legendärsten Weinbauern für Brunello. Seine nur rund 8.000 Flaschen jährlich waren gesuchte „Sammel-Objekte”, repräsentierten sie um die Jahrtausendwende doch
ebenfalls den damals selten werdenden Brunello alter Schule, mit 36-monatigem Ausbau im großen „botte”. Ohne Temperaturkontrolle („Fenster öffnen muss reichen”), ohne Hefen, ohne Filtration und völlig biologisch eben
auch ohne Pestizide und Dünger entstanden so Brunello „für die „Ewigkeit”. Der 2006-er wurde dann auch von Robert Parker mit 98 Punkten geadelt, was den medienscheuen Molinari aber nicht sonderlich berührte. Wer Brunello jeneits
der 100.-- Euro kaufen kann und will, für den sind die Weine von Cerbaiona aus seiner Hand eine Empfehlung, obwohl fast nicht mehr zu bekommen. Aus Gesundheitgründen mussten die Molinaris ihr CERBAIONA vor drei Jahren verkaufen, man hörte, dass
es für 5 Mio Euro vom großen Cerbaiona-Fan Gary Rieschel, dem Besitzer eines amerikanisch-chinesischen Hochrisikokapital-Konzerns, der auch an Massimo Ferragamos Weingut-UFO Castiglion del Bosco in Montalcino beteiligt ist, gekauft wurde. Die
neuen, qualitätsbesessenen Besitzer Gary Rieschel und Matthew Fioretti zählten zu Molinaris Stammkunden und sind gerade dabei das Bauernhaus mit zugehöriger Kapelle in Toplage vorsichtig zu modernisieren und auch die Weingärten zum Teil
neu anzulegen. (Den Umbau konnten Renate und ich im Sommer 2019 täglich verfolgen, lag „unser” Weingut San Filippo doch in unmittelbarer Nachbarschaft) Dabei hat man sich entschlossen sowohl 2013 als auch 2015, trotz sensationellem Traubenmaterial,
keinen Brunello zu füllen. (2014 wurde nicht mal angedacht!) Dafür gingen einige tausend Flaschen Cerbaiona „Rosso VDT”, die deshalb auch kein Jahrgangslabel trugen, um einen lächerlich niedrigen Betrag in die Hände
wenig Glücklicher. Es ist ein 100% Sangiovese aus den Brunellotrauben von 2013 und 2015! Matthew Fioretto hat seine ganz eigenen Vorstellungen von dem Brunello di Montalcino,
der künftig das Label Cerbaiona tragen darf. Die Selektion und die Tatsache, dass wie gesagt auch vom „Jahrtausendjahrgang” 2015 kein „richtiger” Brunello gefüllt wurde, führte ihn zu diesem Wein! Das Ziel der neuen Eigentümer
ist es einen toskanischen Cru-Wein zu erzeugen, der die Schallmauer der bisherigen immens hohen Qualität durchbrechen soll. Zu Diegos Abschied wurde der 2010-er Brunello mit 100 Punkten von Antonio Galloni geadelt. Brunello Annata 2016 ab 155.--
PERTIMALI LIVIO SASSETTI Seit Generationen lebten die Sassettis als Bauern in St Angelo in Colle. 1970 übersiedelten die Brüder LIVIO und Angelo SASSETTI ihre Landwirtschaft auf das neu erworbene Gut Pertimali, ein Stück nördlich
von Montalcino am nun begehrtesten Platz, der Cru „Montosoli”. Erst hier waren sie mit dem Land vollends zufrieden, vor allem mit den vorhandenen Weingärten, die Jahr für Jahr extrem langlebige Brunello hervorbringen, die gut und gern
für 30 Jahre lagerfähig sind. Livio baut seinen Sangiovese für 36 Monate in slawonischer Eiche aus, im Keller lagern Familien-Brunello zurück bis 1915! Er zählt mit seinen über 80 Jahren zum Urgestein Montalcinos, und sein Sohn
führt den traditionellen Weg begeistert weiter. Der amerikanische „Wine Advocate” sagt über Livios Weine: “If I had only one Brunello to drink, it would be Pertimali. This producer has been making spectacular wines since 1982”.
Pertimali bekommt für seine Weine durch die Bank für jeden Jahrgang extrem hohe Punktebewertungen bis 96 (über die man immer diskutieren kann, aber dennoch)! Brunello Annata 2012 ab 49.-- PERTIMALI ANGELO SASSETTI
ANGELO SASSETTIs kleiner Weinbaubetrieb ist in Rufweite zu seinem Bruder (und da braucht man wirklich nicht laut zu rufen!), Seine 7 HA Weinberge liegen am Montosoli. Trotz vergleichbarer Traubenqualität produziert Angelo einen völlig anderen
Wein als sein Bruder, dessen Brunellos weicher und früher trinkreif sind. ANGELO steht für kompromisslose oldschool-Sangiovese, die erstmal ein paar Jährchen im Keller ruhen sollten. Ich habe heuer im Februar (2019) einen 1985-er von Angelo
genossen. Der Brunello war „voll da”, ja geradezu jugendlich! Marketing interessiert ihn überhaupt nicht und so sind Angelo Sassettis Weine so gut wie nicht zu bekommen, außer man macht sich selbst nach Montalcino auf und sucht nach
den blauen Etiketten mit dem nachdenklichen Engel darauf. Ich hatte im Sommer das Glück einige Flaschen 2013-er um 22.-- zu erstehen! LE PRESI Die Familie Fabbri betreibt das winzige Landgut seit 1970 und 1978 brachte BRUNO
FABBRI seinen ersten Brunello auf den Markt, damals schon eine „Granate” die für viel Hallo sorgte. Daran hat sich nichts geändert, auch nicht als sein Sohn GIANNI FABBRI 1998 das kleine und feine Weingut übernahm. Sein Vater steht
ihm bis heute zur Seite, und gemeinsam schaffen sie mit Kontinuität traumhafte Brunello. Gianni Fabbri steht auch an der „Front” gegen die für viele in Montalcino völlig falsche Politik der Weinbewertung durch Parker & Suckling,
die letztendlich Mitte der 1990-er dazu führte, dass viele Betriebe einen „modernen”, in Barriques gereiften Brunello kelterten, der aber die Authentizität Montalcinos überhaupt nicht repräsentierte. Legendär das durch
ihn populär gewordene T-Shirt mit der Aufschrift „oldschool Brunello - yes we can!” Auf der (stillgelegten) website von Le Presi kann man seine Kriegserklärung gegen Suckling nachlesen. Gianni Fabbri ist seit einiger Zeit mit seinem neuen
Projekt „RAMONI” im Verkauf, diese Brunellos zu finden ist wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen zu suchen! Brunello Annata 2003 ab 35.-- SALVIONI - La Cerbaiola Als eingesessene Familie in Montalcino genossen
die Salvionis früher den einfachen Hauswein seines Vaters, bis GIULIO SALVIONI erkannte in welch großartigem Besitz sie mit den 4 ha Weinbergen auf Cerbaiola waren (der Keller befindet sich allerdings noch immer MITTEN in Montalcinos Altstadt!).
Er begann 1980 die Weingärten zu überholen, den Keller in der Stadt zu modernisieren, und hatte nur ein Ziel: er wollte Montalcinos besten Brunello machen. Dies gelang ihm bereits mit der ersten Auflage 1985, seitdem wird er als einer DER Kultwinzer
für Brunello gefeiert, seine Weine sind Monumente und seine 10.000 Flaschen trotz hoher Preise jährlich binnen Kürze verkauft. Längst sind auch Sohn Giulio und Tochter Alessia im Betrieb, es gibt jetzt „moderne” Errungenschaften
wie eine website etc., auf die früher zur Gänze verzichtet wurde. Wozu auch? fragt der Padrone noch immer, der niemals vergrößern wollte. Im Keller bevorzugt der Maestro mittelgroße Botti mit 20 Hektolitern, die er allerdings alle
10 Jahre wechselt, und hier ist er in Montalcino alleine auf weiter Flur, denn die allermeisten Betriebe schwören auf alte Fässer. Allerdings ist die Struktur und Qualität seiner Weine auch relativ einzigartig, selbst in schlechten Jahrgängen
- ist DAS vielleicht das Geheimnis? Brunello Annata 2015 ab 115.-- SIRO PACENTI GIANCARLO PACENTI ist kein Quereinsteiger, aber ein Rebell und gilt als der große Modernisierer des Brunello. Er war vor 25 Jahren auch einer
der wirklich wenigen jungen Winzer, die Sangiovese Grosso-Trauben optimal mit französischen Barriques vermählten. Seit er den Betrieb 1988 von seinem Vater SIRO PACENTI übernommen hat, blieb kein Stein auf dem anderen, und sein beeindruckender
unterirdischer Keller gehört zu den modernsten in Italien. Große Holzfässer sucht man hier vergebens, Giancarlo baut zu 100% in kleinen Barriques aus - und ER kann das, seine Weine werden auch von Traditionalisten geschätzt, ja er hat
es geschafft es ALLEN Recht zu machen, er ist Montalcinos „everybodys darling”. Seine dichten und dennoch eleganten Brunello sind bereits im höheren Preisniveau ebenso wie in den ganz hohen Auszeichnungsrängen angesiedelt. Sein 2015-er
„Vecchie Vigne” wurde als weltbester Wein geadelt! (für Pacenti-Einsteiger gibt es seinen „kleinen” Brunello Pelagrilli noch um ab 43.--) CAPANNA Traditioneller, in Montosoli-Nähe gelegener und
noch immer reiner Familienbetrieb, der 1966 zu den 25 Gründungsmitgliedern des Weinkonsortiums von Montalcino zählte. Im wunderschönen Keller, der von traditionellen Botti (10 - 30 HL) dominiert wird, steht seit langer Zeit Kult-Önologe
Paolo Vagaggini beratend zur Seite, dessen Handschrift viele Weine Montalcinos tragen. Punktenoten für die Brunellos bis hinauf zu 98 sprechen Bände über die immer gleichbleibende Qualität der Familie Cencioni. Mit dem neuen „Capanna
Wine Relais” will man sich zudem in der Oberliga der Beherbergungsbetriebe ansiedeln. Brunello Annata 2015 ab 40.-- VASCO SASSETTI (+ 2009) Vasco war einer der legendären alten Winzer im Familienbetrieb und seine Brunello
haben Kultstatus. Bekannt war Sassetti aber auch für seinen wunderbaren Pecorino und seine Wurstspezialitäten, war er doch gelernter Fleischhauer. Er führte den gemischten landwirtschaftlichen Betrieb bis zuletzt mit Begeisterung. Kaum ein Winzer in Montalcino unterzog seine Weine einer derart strengen Selektion wie Vasco Sassetti, und es kam öfter vor, dass er gleich einen ganzen Jahrgang deklassierte und keinen Brunello auf den Markt brachte, dann wanderte die ganze Ernte
in den Rosso di Montalcino. Sassettis Brunello werden für 36 Jahre in großer französischer Eiche und für 18 Monate in der Flasche ausgebaut bevor sie in den Verkauf gehen. Als er 2009
nach langem Krebsleiden starb, übergab er den Betrieb bestens vorbereitet an seinen Neffen Massimo, der bereits den Jahrgang 2004 selbst verantwortete und dies im besten „Vasco-Stil”. Brunello Annata 2015 ab 37.--
SOLDERA - Case Basse Früher in Mailand erfolgreicher Versicherungsmakler, startete GIANFRANCO SOLDERA (+ 2019) in den ausklingenden 1970-ern mit dem Erwerb des verlassenen Landguts „Case Basse” seinen unvergleichlichen Höhenflug
als Brunello-Erzeuger. Seine Weine gelten als die „Ferraris” von Montalcino und erzielen schwindelerregende Preise. Aus „Case Basse” hat Soldera gemeinsam mit seiner Frau in den letzten Jahrzehnten einen komplexen ökologischen
Garten Eden gemacht, alleine die Sammlung antiker Rosen von Signora Graziella ist einen Besuch wert. Der eigenbrötlerische Perfektionist begann bereits früh mit der Universität für Mikrobiologie in Florenz und anderen Institutionen eng
zusammen zu arbeiten, und so entsanden neben großem Wein auch zahlreiche Studien auf Solderas Land. Seinen Brunello ließ er bis zu fünf (!) Jahre in großen slawonischen Fässern reifen. Das ergab Weine „für die Ewigkeit”,
die alle im Riserva-Bereich angesiedelt sind. Obwohl er aus seinen beiden Weingärten Intistieti und Case Basse trotz Mengenbeschränkung rund 60.000 Flaschen holen hätte können, füllte er bei guten Jahrgängen nur 15.000 und in
schwierigen Jahren wie 2002 gerade einmal 6.000 Flaschen, derart akribisch ging er mit seinem Traubenmaterial um! Und war er einmal mit einem Jahrgang überhaupt nicht zufrieden, gab es in diesem Jahr einfach keinen Brunello, basta! Barriques hielt er
schlichtweg für Blasphemie. Der „Wine Advocate” adelte ihn zur weltweiten „Wine Personality of the Year 2005”. Im Dezember 2012 öffnete ein wegen Solderas „strenger Hand” frustrierter ehemaliger Mitarbeiter die
Hähne sämtlicher „botti”, und vernichtete so 62.000 Liter Brunello aus 5 Jahrgängen mit einem kolportierten Schaden von 8 Millionen Euro. Der Vandalenakt kostete den Täter 4 Jahre Haft. Aus dieser Tragödie heraus entwickelte
sich ein Gerichtsprozess den das Consorzio Brunello gegen Case Basse anstrebte, da Soldera eine vom Consorzio angebotene Unterstützung mit für ihn gesammelten Brunello wie folgt kommentierte:„Was soll ich mit solchem Wein? Das wäre Betrug
an meine Kunden!” (womit er ja Recht hat, der Richter sah das leider anders. Das Consorzio und auch das Gericht verstand diese Aussage als Rufschädigung für Montalcino.) Soldera trat umgehend aus der Winzer-Vereinigung aus, und eröffnete
somit eine weitere Front gegen die mächtige Genossenschaft (eine andere Front kommt von den 3 hier bereits genannten biodynamischen Kleinstbetrieben der „spa”). Seine Weine wurden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr als Brunello vertrieben, sondern
als „Toscana Sangiovese IGT Soldera”. An den Preisen hatte sich nichts geändert, im Gegenteil. Gianfanco Soldera ist am 16.2.2019 82-jährig verstorben. Soldera Riserva Toscana IGP 2015 ab 550.--, Brunello 2001 990.--
BELLARIA „Sunto” Pieri, der 2018 97-jährig verstorben ist gehörte in den 60-ern zu den legendären Vätern des Consorzio Montalcinos. Er gründete sein kleines Weingut 1963, ab dem Jahr 2000 wurde es von seinem Neffen
Gianni Bernazzi weitergeführt. Aus den 40-jährigen Weingärten kommen rund 6.000 Flaschen. Der Brunello Annata wird für 30 Monate in 750 Liter-Tonneaux aus französischer und slawonischer Eiche ausgebaut. Der Riserva 2010 bekam von J.
Suckling 100 Punkte!! Brunello Annata ab 40.-- UCCELIERA & VOLIERO Andrea Cortonesi stammt aus einer Bauernfamilie, die schon viele Generationen in Castelnuovo dellÀbate ansässig ist. Nachdem er zuerst einen Weg
in der Gastronomie einschlagen wollte, ergab sich Mitte der 1980-er die Gelegenheit ein 700 Jahre altes Gutshaus unterhalb von Castelnuovo mit sehr altem Olivenhain und rundherum genügend Land für Weingärten zu erwerben, das früher zu Ciacci
Piccolomini gehört hatte, wo Cortonesi angestellt war. Mit Akribie, ja fast schon Besessenheit wurde renoviert, Weingärten ausgepflanzt, und 1991 die ersten 500 (!) Flaschen gefüllt. Dann wurde ein moderner Keller unter das alte Haus gebaut
und über die Jahre kontinuierlich die Qualität der Weine gesteigert. Mittlerweile gilt Andrea als Kultwinzer und kann mit Recht behaupten in seinem „Vogelhaus” (= Ucceliera) einen der besten Brunellos mit moderner Note der Region zu keltern.
Ausbau in gebrauchten Barriques aus französischer Eiche und großen slawonischen Botti abhängig vom Jahrgang zwischen 24 und 36 Monaten. Auch sein Rosso dM ist große Klasse, ebenso der Supertuscan „Rapace”. Vor einigen Jahren
konnte Cortonesi durch glückliche Fügung Weingärten in der Canalicchio-Cru im Norden Montalcinos kaufen. Ganz im Gegenteil zu vielen anderen Winzern, die gerne Traubenmaterial vom Norden mit dem des Südens gemeinsam ausbauen, um eventuelle
Hitze- oder Regenprobleme der einzelnen Lagen auszugleichen, beschloss Andrea Cortonesi dieses Traubenmaterial „reinsortig” zu keltern und schuf dafür das „Zweit-Label” VOLIERO, dessen Weine von Anfang an extrem hoch bewertet
wurden und die im krassen Gegensatz zu den südlichen Ucceliera-Sangiovese stehen. Brunello Ucceliera 2016 ab 60.--, Brunello Voliero 2012 ab 33.--
Nello Baricci (1921 - 2017), Winzer-Legende aus Montalcino, sein Betrieb trägt die Nr.1 im Consorzio! © Baricci
mit FLORIO GUERINNI (Il Paradiso di Manfredi) bei der Benvenuto Brunello 2017 © Renate Haslinger
Siro Pacenti © Pacenti
Sangiovese Grosso-Ernte im Weingarten der Familie Padelletti
Vasco Sassettis Pecorino war ebenso Kult wie seine Brunello
Livio Sassetti (Pertimali)
Gianfranco Soldera (1937-2019) aufgenommen 2016 in der Osteria „Il Leccio” - seinem verlängerten Wohnzimmer. (© Hasi Haslinger)
Andrea Cortonesi (Ucceliera & Voliero) © Consorzio del Vino Brunello
Brunello di Montalcino - „Die Felsen in der Brandung”
Carlo Baldi „Lisini” (© Renate Haslinger)
Brunello-Weingüter, die - so scheint es - „schon immer” da waren (und einige sind es ja), und mit absolut beständiger Qualität verlässliche Galliosfiguren beim weltweiten Eroberungszug der in wunderbaren Saft verwandelten
Sangiovese Grosso-Trauben waren und sind. BIONDI SANTI - IL GREPPO Zu Italiens berühmtesten Weingut wurden schon Bücher geschrieben, dennoch in Stichworten: die Familie gab eine Garantie (!) auf die Haltbarkeitsdauer ihrer
Brunello, beim Brunello Annata waren dies 50 Jahre und beim Brunello Riserva 100 Jahre. Das ist in der Welt des Weins einzigartig! Ob dies mit den neuen Besitzern EPI, die nach Franco Biondi Santis Tod und finanziellen Schwierigkeiten seines Sohns Jacopo „Il
Greppo” kauften, so bleibt wird sich weisen. Vom ehemaligen Familiensitz, der Tenuta Greppo hat man einen wunderbaren Blick hinüber auf Montalcino, den ich auch schon mehrmals genießen durfte, als ich Il Greppo besuchte. Das Weingut
wurde 1840 von Clemente Santi gegründet und von seiner Tochter Caterina Santi und ihrem Mann Jacopo Biondi weiter ausgebaut. Ihr Sohn Ferrucio führte Großvaters Bemühungen hochwertige Sangiovese-Reben zu selektionieren fort und „erfand”
die hauseigene Varietät Brunello, mit der er 1888 erstmals einen trockenen Rotwein produzierte, der auch unter dem Label Brunello in die Flasche kam ( Flaschen dieses Jahrgangs liegen noch im Keller der Tenuta Greppo!). Ab diesem Zeitpunkt waren die Biondi
Santis in Montalcino für die nächsten 60 Jahre die Einzigen, die Brunello regelmäßig kommerziell in Flaschen vertrieben. Von 1917 bis 1970 führte Tancredi Biondi Santi die Geschäfte, nach seinem Tod übernahm sein Sohn
Franco Biondi Santi die Leitung. Auch er blieb der Linie des Großvaters treu, es wurden die selben slawonischen Botti verwendet wie immer, im Keller gab es keinerlei Neuerungen, alles blieb beim Alten, und der Wein, mittlerweile bereits eine weltweite
Ikone, blieb derselbe. Was allerdings schon immer auf Il Greppo gemacht wurde, war eine rigorose Mengenbeschrenkung der Trauben, und ein kompletter Verzicht auf Düngemittel und Pestizide. Aus 23 Hektar Weingärten kommen nur ca 50.000 Flaschen Brunello
Annata und in ganz besonderen Jahren noch rund 8.000 der gesuchten und teuren Riserva. Die extrem aufwendige Riserva wurde mit bis zu sechsjährigem Ausbau in großen Botti zum Monument des italienischen Weins und ist in der Haltbarkeit unerreicht.
Biondi Santis Brunello haben natürlich ihren Preis. (Ist man clever genug sich mit Jahrgängen zu beschäftigen, kann man mit ein paar Kisten Riserva innerhalb von 10 Jahren allerdings ziemlich gutes Geld verdienen! Die Riserva von 2006 kostete
2013 ca 350.--, die Reserva von 1995 bereits 700.--). Brunello Annata 2013 ab 149.--, Riserva 2010 ab 539.-- LISINI Die ersten Weingärten des Traditionsbetriebs bei Sant Angelo in Colle, der von den „goldenen Böden”
der Sesta-Lagen profitiert, wurden 1929 ausgesteckt. Die Spitzen-Brunellos des Hauses zählen seit gut 50 Jahren zu den langlebigsten Weinen Montalcinos, was auch auf perfekte Arbeit in den Weingärten, rigorose Mengenbeschrenkung und lange Ausbauzeiten
in großen Fässern zurückzuführen ist. Oldschool-Brunello at it`s best! Brunello Annata 2015 ab 47.-- FATTOI Einer meiner Lieblings-Brunello vom unspektakulären, sehr geerdeten Familienbetrieb der Fattois,
die auch gutes Öl und Getreide erzeugen und Viehzucht betreiben. Nur wenige tausend Flaschen ihres unfiltrierten biologischen Weins kommen in die Hände der glücklichen Käufer. Unbeeindruckt von Parker- und sonstigen Punktewertungen keltern
Padrone Offelio Fattoi und seine Söhne Leonardo und Lamberto grundsolide Brunello mit konstanter Qualität und zu vernünftigen Preisen! Ich erinnere mich noch an einen Besuch am Weingut Ende der 90-er, es hatte an diesem Tag knapp 40°. Ich
kam kurz nach Mittag und mußte (oder durfte!) alles mögliche kosten, wegschütten kommt bei Brunello ja nicht über mein Herz, und so war die Hitzewand nach dem Kellerbesuch umso heftiger! Die Fattois treten übrigens auch für die
Schaffung von Subzonen ein! Brunello Annata ab 34.-- ALTESINO Auch hier wurde ich immer ohne Voranmeldung sehr freundlich empfangen, konnte in Ruhe verkosten, und bin aber auch nie ohne EInkauf abgedampft. Der Palazzo Altesi aus
dem 15 Jhdt war bis 1970 im Besitz der Adelsfamilie Tricerchi und wurde mit dem Verkauf an den aus Milano stammenden Kindermode-Erzeuger Giulio Consonno von diesem in einen Brunello-Vorzeigebetrieb verwandelt (soviel ich zählen kann, stellen Mailänder
Investoren überhaupt den größten Anteil an „Fremden” in Montalcino). Altesino wurde nach Consonnos Tod 2002 von der ehemaligen Film-Produzentin und Pharmaindustriellen Elisabetta Gnudi Angelini gekauft, zu dieser Zeit schon Besitzerin
des nebenan liegenden Topweinguts Caparzo und der Fattoria Borgo Scopeto im Chianti Classico. (Vor wenigen Jahren gründete sie noch einen 500 Hektar großen neuen Betrieb in der Maremma). Mit großen Investitionen und viel Liebe führte
sie die beiden Güter in Montalcino, die zuerst mit dem deal von 1970 getrennt wurden, wieder zusammen. Es war aber Consonno, der 1975 mit dem ersten Brunello Montosoli die Idee der Lagenweine in Montalcino etablierte. Der Montosoli blieb auch bis heute
unter dem seit 1972 ständigen Direktor des Guts, Claudio Basla, das Flagschiff des Hauses, ist konstant in den allerhöchsten Punkterängen zu finden (98 vom Wine Spectator!) und für einen Cru-Wein erfreulich wohlfeil! Ausgebaut wird der
Brunello auf Altesino traditionell in slawonischen „Botti”, Barriques verwendet man ausschließlich für die Supertuscans. Mit 35 Hektar Weingärten und 250.000 Flaschen Jahresproduktion zählt Altesino zu den großen Betrieben
der Gegend. Basla war übrigens Consonnos Prokurist in Mailand und für sämtliche Kindermode-Shops in Nord-Italien verantwortlich, auf einer Geschäftsreise 1972 nach Rom stoppten die beiden in Montalcino, und beschlossen spontan das
Land rund um Montosoli zu kaufen. 1975 hängte Basla die Mode an den Nagel (wie treffend) übersiedelte nach Montalcino und stieg als Autodidakt in den Weinbau ein, zu einer Zeit als man in der Stadt jeden Fremden mit offenen Armen empfing, und Land,
egal wie groß, noch zu guten Preisen bekam, war Montalcino in den 1970-ern doch eine der ärmsten Gegenden der Toskana! Brunello Annata ab 40.-- CONTI COSTANTI Die Wurzeln der Familie gehen weit zurück ins 16 Jhdt,
als die Grafen Costanti vor den Florentinern und Spaniern aus Siena flüchten mußten, um sich im befestigten Montalcino zu verschanzen, wo sie auch bis heute blieben. Mit den Biondi Santis sind sie die Familie, die bereits im 19.Jhdt auf der Weinausstellung
Siena einen 5-jährigen Wein namens Brunello vorstellten! In den frühen 1960-ern war der Brunello aus dem Hause Costanti nur bei Freunden und in einem sehr exclusiven Zirkel des Rotary Clubs zu bekommen, bis man dem Druck der Fragen nach dem Wein
nachgab und als einer der ersten Betriebe in Montalcino Brunello kommerziell in Flaschen füllte und vertrieb, dies aber in einer verschwindend kleinen Menge. Auch heute werden gerade einmal nur 30.000 Flaschen gefüllt, diese zählen aber zum
wirklich Allerfeinsten, was Montalcino an Weinen hervorbringt! Andrea Costanti ist einer der ganz wenigen erfolgreichen „Gratwanderer” was den Ausbau von Brunello betrifft. Obwohl tief in der Tradition verwurzelt, füllt er seinen Wein zuerst
für 18 Monate in Barriques und Tonneaux (500 Liter Fässer), und danach weitere 18 Monate in die traditionellen großen slawonischen Fässer. Beeindruckend ist die Lagerfähigkeit der Costanti-Weine, sein 1997-er aus meinem Keller schmeckt
immer noch jugendlich, und Kerin O`Keefe hat bei einer vertikalen Verkostung zurück bis 1965 keinen fehlerhaften Wein getrunken, ja sie meint sogar der 1967 war der Beste! Brunello Annata 2015 ab 65.-- FANTI Den Titel „Fels
in der Brandung” darf die Familie Fanti auf alle Fälle für sich beanspruchen, bestellt sie doch schon seit über 200 Jahren mehr als 300 Hektar Land kurz vor Castelnuovo dellÀbate, 50 davon unter Wein. Historisch waren die Fantis
vor allem Olivenbauern, in früheren Zeiten gab es im Süden von Montalcino überhaupt keinen Wein! Mit Vasco Sassetti, desen Weingärten an die der Fantis grenzen, verband Filippo, den ehemaligen Consorzio-Präsidenten, eine tiefe Freundschaft
(dazu mehr in meinem Roman!). Kurz nachdem 2004 der gewaltige Umbau des Betriebes begann, stieg Tochter Elisa in die Geschäfte ein und entwickelte sich zum Motor der jetzt topaktuellen Kellerei mit modernen Weinen, die aber nie ihre Bodenständigkeit
verleugnen. Die Fantis wurden über die Jahre liebe Freunde von uns, bei denen wir immer großzügig empfangen werden. Ihr wunderschön gelegenes Anwesen mit dem traumhaften Blick auf die Abbazia Sant`Antimo ist einen Besuch wert! Brunello
Annata 2015 ab 38.-- CASANOVA di NERI Mit 55 Hektar Rebfläche auf 350 Hektar Gesamtfläche (es wird auch feines Olivenöl erzeugt) und ca 250.000 Flaschen Brunello gehört Giacomo NERI schon zu den Großen
in Montalcino, und das war auch sein Ziel, als er das Weingut nach dem Tod seines Vaters, der es 1971 gründete, übernahm. Der Sunnyboy war immer ein „Hans Dampf in allen Gassen”, und erkannte schnell „woher der Wind weht”,
wenn man große Flaschenmengen verkaufen will und muss, nämlich aus den USA, die auch sein größter Markt geworden sind. Trotz einer kurzfristigen Dominanz von Barriques im Keller und auch mehrmaliger Nennung seines Namens beim „Brunellogate”-Skandal
sind seine Sangiovese wunderbare und unverkennbare Weine. Höchstnoten in allen internationalen Medien bestätigen dies. Kein Winzer in Montalcino außer ihm kann behaupten insgesamt neun mal 100 Punkte für seine Weine bekommen zu haben!
Als ich 1989 das erste Mal in Montalcino war, empfahl er mir in der „Fiaschetteria” verschiedene Weine und hatte kurze schwarze Haare, jetzt sind sie noch immer kurz aber grau - oh Lord ... wie die Zeit vergeht. Giacomo spielt übrigens eine
wichtige Rolle in meinem Roman! Brunello Annata ab 46.-- MASTROJANNI Die Geschichte Mastrojannis liest sich eigentlich wie ein Märchen (und spielt in meinem Buch eine wichtige Rolle), in Kürze: Das Land wurde 1975 vom
römischen Rechtsanwalt Gabriele Mastrojanni erworben, den damals alle für völlig verrückt hielten, weil er in diesem wilden Teil des Südostens einen Weinbaubetrieb gründen wollte. Auf Grund von Bodenanalysen wußte er aber
was möglich sein könnte, kaufte die zwei verlassenen Bauernhäuser San Pio und Loreto und nahm die ungemein anstrengende Arbeit in Angriff auf einem stark überwucherten Hügel oberhalb der Familie Fanti Land für Weingärten
und Olivenhaine urbar zu machen. Er pflanzte Sangiovese-Stock um Sangiovese-Stock, und nur Sangiovese! Als die ersten Ernten eingebracht wurden war der römische Avvocato zwar glücklich aber nicht ganz zufrieden. Zufriedenheit stellte sich erst ein,
als er den jungen Montalcinesi Andrea Machetti - der zuvor bei Banfi eine kurze Karriere machte und dann mit seinem engen Freund und Önologen Maurizio Castelli die Geschicke bei Castiglion del Bosco leitete - als Generalmanager ins Haus holen konnte und
Castelli als Önologen gleich mit. Als der Rechtsanwalt unerwartet verstarb, erbten die Söhne das Anwesen und ließen die Geschäfte weiter in den Händen Machettis. Zwischenzeitlich hatte sich Mastrojanni-Fan Francesco Illy (von der
legendären Kaffeerösterei aus Triest) das noch wildere Nachbargrundstück gekauft und begann dort ebenfalls einen Weinbaubetrieb, die „Podere Le Ripi” aus dem Boden zu stampfen, von Anbeginn nach biodynamischen Richtlinien. Als sich
die Mastrojanni-Brüder zerstritten, die Zukunft des Weinguts völlig im Ungewissen lag, und auch kein Geld mehr für wichtige Investitionen zur Verfügung stand, hielt Andrea Machetti dennoch die Stellung und bewahrte so Mastrojanni vor dem
Untergang. Mittlerweile mit dem Nachbarn Illy eng befreundet, nahm Andrea eines Tages seinen ganzen Mut zusammen und bat Francesco Illy doch Mastrojanni zu kaufen. Nachdem der Illy-Familienrat den Kauf absegnete, übernahm die Gruppo Illy 2008 das Weingut
und führte es mit enormen Investitionen und unter dem Vorsitz Riccardo Illys, dem ehemaligen Triester Bürgermeister und Präsidenten von Friaul-Julisch Venetien, sowie dem General-Management Andrea Machettis in die „Erste Division”
Montalcinos. Brunello Annata 2015 ab 55.-- LE CHIUSE Das kleine Anwesen ist einer der historisch wichtigsten Weinbaubetriebe Montalcinos. Warum? Von hier kamen IMMER die besten Trauben für die Brunello Riserva von Biondi-Santi!!
Tancredi Biondi-Santi schenkte seiner Tochter Fiorella (der Schwester von Franco) das kleine Anwesen zur Hochzeit mit der Auflage, dass es niemals verkauft werden dürfte und immer in der Familie weitergegeben werden müsste, da es die wertvollsten
Weingärten Montalcinos beherbergen würde. Fiorella war am Weinbau nicht sonderlich interessiert und verpachtete die Weingärten an ihren Bruder Franco Biondi-Santi, der bis 1993 weiterhin das Traubenmaterial von Le Chiuse für die Riserva
von „Il Greppo” verwendete. Als Fiorella 1986 starb, erbte ihre Tochter Simonetta das Weingut, begann mit ihrem Mann Nicolo eine Totalrenovierung des Bauernhauses und der Kapelle und setzte neue Rebstöcke auf alte Unterlagen, die von ihrem
Großvater Tancredi ausgewählt wurden. Somit wird die Familientradition mit 100% „Erbmaterial” der Tenuta „Il Greppo” weitergeführt, was natürlich dementsprechende Weine hervor bringt. Wie auf „Il Greppo”
sind sich die „Punkterichter” meistens uneinig, manche küren die Brunellos von Le Chiuse zu den Besten des Jahrgangs, manche nicht, genau wie bei den Bewertungen zu den Weinen von „Il Greppo”. Des Rätsels Lösung könnte
auch hier die Verschlossenheit der Biondi-Santi Weine sein, vermutlich sind die Brunellos von Le Chiuse ebenfalls unendlich lange haltbar! Ausbau in Botte von 20 bis 30 Hektolitern aus slawonischer Eiche für 36 Monate beim Annata und 48 Monate beim Riserva
- „same procedure” wie auf Il Greppo! Brunello Annata 2015 ab 67.-- CAPRILI Die Familie Bartolommei ist, wie die nachbarschaftlichen Fattois, schon seit über 100 Jahren auf dem Land von Santa Restituta beheimatet.
Früher waren sie im Dienste der Herren Castelli-Martenozzi, von denen sie 1965 den Caprili-Hof kauften. Der erste Brunello kam 1978 in den Verkauf und die sensationellen Weine des Hauses, die in 30 -60 HL-Botti reifen dürfen, stehen für „Alte
Schule” im klassischen Sinne. Brunello Annata 2015 ab 38.-- ARGIANO Auf dem mächtigen Schloß im Südwesten Montalcinos wird seit hunderten von Jahren Geschichte geschrieben, Dokumente aus 1208 belegen, dass
sich Argiano damals dem Kloster SantÀntimo unterstellte. Ab dem späten 16. Jhdt wurde Wein erzeugt, im 19. Jhdt schafften es die Weine Argianos in die wichtigsten Künstler-Salons der Zeit und gewannen 1932 eine Goldmedaille auf der Lebensmittelmesse
in Brüssel. 1967 Gründungsmitglied des Konsortiums, ging Argiano 1992 an die Gräfin Noemi Marone Cinzano (die Schwester des Grafen Cinzano von Col DÒrcia), die Argiano modernisierte und „internationalisierte”. Nachdem das
150 ha große Anwesen 2013 von brasilianischen Investoren übernommen wurde, schlug man den Weg zurück zur „Alten Schule” ein und seit Kurzem tauchen Argiano-Brunellos auch wieder unter den höchst ausgezeichneten Sangiovese auf.
Brunello Annata ab 35.-- TENUTA DI SESTA Das Anwesen im Süden ist seit 1850 im Besitz der Familie Ciacci aus Castelnuovo dellÀbate. Auf 200 ha landwirtschaftlicher Fläche stehen neben Oliven und Getreide 30 ha Weingärten.
Der erste Brunello des Hauses wurde 1966 gefüllt, damals gab es nur zwölf Abfüller in Montalcino. Die Tenuta di Sesta ist Gründungsmitglied des Consorzio! Der sehr klassische Brunello der Ciaccis wird für 30 Monate in 30 HL-Fässern
aus slawonischer Eiche gereift und gehört zu den günstigen Weinen der Region, die dennoch wirklich topp sind. (Antonio Galloni gibt 94 Punkte, James Suckling 95). Der Annata Brunello ist beim österr. Merkur um 22.-- zu bekommen, weniger Geld
für Spitzen-Sangiovese ausgeben ist in diesen Zeiten des Brunello-Booms nicht mehr möglich! VALDICAVA Kult-Weingut in der Valdicava-Lage vor dem Montosoli im Norden Montalcinos. Am 1953 von Martini Bramante gekauften Bauernhof
wurde 1968 der erste Sangiovese gefüllt. Mittlerweile von Enkel Vincenzo Abbruzzese in dritter Generation geführt, war er es, der sich zum absoluten Perfektions-Fanatiker entwickelte und seit Jahren mit die spektakulärsten Brunellos der Stadt
liefert! Wer den Begriff Ertragsbeschränkung kennt, sollte sehen, was Abbruzzese am Stock hängen lässt und welche Trauben nach der Ernte am Sortiertisch seine kritischen Prüfungen passieren dürfen! Das Resultat sind Monumente aus Sangiovese
mit beeindruckend gleichbleibender Qualität! Uns so geben Kritiker wie Parker oder der Winespectator mit Regelmässigkeit 96 bis 98 Punkte, Suckling und Lobenberg schütteln gar 100 aus dem Ärmel! (Vincenzo wird von Insidern auch der „Roberto
Voerzio” der Toskana genannt - Voerzio ist einer der legendärsten Barolo-Winzer des Piemont und ebenfalls ein Qualitätsfanatiker) Natürlich stehen in seinem Keller große Botti aus slawonischer Eiche. Brunello Annata 2015 ab 98.--
POGGIO ANTICO Ob sich dieses Vorzeige-Weingut so wie die letzten 30 Jahre im absoluten Spitzenfeld Montalcinos halten kann, werden wir nach der 2017 erfolgten Übernahme durch den belgischen Energie-Manager und Wein-Verrückten
Marcel van Poecke, erst ab dem Brunello 2018, also im Jahr 2023 wissen. Da die ehemalige Besitzerin Paola Gloder aber als Beraterin dem Gut erhalten bleibt darf man darauf hoffen! 1984 von Giancarlo und Nuccia Gloder gekauft, wurde Poggio Antico von
1987 bis 2017 von ihrer qualitätsbesessenen Tochter Paola Gloder geführt, die aus dem wunderschön gelegenen Anwesen eine hypermoderne „winery” mit Hotel und Restaurant machte. Es war mit ihr Verdienst, dass Brunello heute eine weltweite
Trademark ist. Die Sangiovese aus den 33 Hektaren der Toplagen Montalcinos sind allesamt und fast alljährlich Weltspitze mit enorm hohen Bewertungen. Sowohl der Annata, als auch der „Altero”, die Riserva des Hauses, sind auf Augenhöhe
mit Soldera-Weinen und solchen von Biondi Santi. Brunello Annata 2015 ab 60.-- VAL DI SUGA „Val di Suga” wurde 1969 von Aldo Moro als landwirtschaftlicher Betrieb gegründet, der zuerst Futtermittel herstellte und
erst in den späten 1970-ern Brunello abzufüllen begann. Mit dem Kauf des Guts 1994 durch das alte Montalcineser Handelsunternehmen „Tenimenti Angelini” begann eine beachtenswerte Erfolgsgeschichte. Auf rund 50 ha Weingärten in 3
Top-Lagen wächst das Ausgangsmaterial für drei Lagen-Brunellos, einen Annata und eine Riserva, sowie für einen ebenfalls herzeigbaren Rosso di Montalcino. Die Annata-Brunellos des Hauses werden 24 Monate in 50 hl-Botti aus slawonischer
Eiche und 12 Monate in Zementtanks ausgebaut, und reifen dann noch 12 Monate auf der Flasche nach, bevor sie in den Verkauf gelangen. LA FORTUNA CASTELLI MARTINOZZI ABBADIA ARDENGA IL PARADISO DI FRASSINA LE
RAGNAIE BARTOLI GIUSTI - TENUTA COMUNALI CANALICCHIO - FRANCO PACENTI TENIMENTI RICCI PIEVE SANTA RESTITUTA POGGIO IL CASTELLARE LA GERLA POGGIO DEGLI OLIVI
Elisa Fanti Juli 2019 (© Renate Haslinger)
Die „Grand Dame” von Montalcino Elisabetta Gnudi Angelini, Besitzerin von Altesino und Caparzo, studiert das Konzept meines Romans (© Renate Haslinger)
mit Mastrojannis Herz&Seele Andrea Machetti © Renate Haslinger
perfekte Sangiovese Trauben in einem Weingarten von Lisini (© Renate Haslinger)
im „Heiligen Gral”! Bei unserer Verkostung auf Biondi-Santis „Il Greppo” (© Renate Haslinger)
mein Interview mit Giacomo Neri (© Renate Haslinger)
Brunello di Montalcino - „Die Riesen”
IL POGGIONE Eines der fünf größten Weingüter Montalcinos, und dennoch eines der Interessantesten und vor allem mit enorm hohem Qualitätsstandard. Zusammen mit Biondi-Santi, Costanti und Cinelli-Colombini begann die Familie
Franceschi im späten 19. Jhdt Brunello zu keltern, und ist somit ebenfalls voller Geschichte um diesen Wein. EIn Brunello von Il Poggione ist extrem langlebig, absolut traditionell, bereits jung antrinkbar und zudem auch noch zu einem vernünftigen
Preis zu bekommen! Auf rund 140 Hektar werden in Summe 450.000 Flaschen Brunello, Riserva und Rosso erzeugt, sowie andere Weiß- und Rotweine. Auf über 50 Hektar Olivenplantagen gewinnt man zudem ca 12.000 Flaschen Olio extra Virgine der Spitzenklasse.
Brunello Annata 2015 ab 39.-- COL dÒRCIA Trotz seiner Dimensionen wird die drittgrößte Fattoria Montalcinos unter Graf FRANCESCO MARONE CINZANO biodynamisch bewirtschaftet und wie ein Familienbetrieb geführt,
was nach der Handlese aller 140 Hektar (!) bis zur handverlesenen Traubenselektion geht. Das ist für die Größe eines solchen Weinguts sicherlich eine Seltenheit, die sich aber in der konstant hohen Qualität der Weine niederschlägt.
Die Ländereien wurden von den Cinzanos erst 1973 von der Adels-Familie Franceschi erworben, die damit ihr „Il Poggione” wesentlich verkleinerten. Mit viel Einsatz auch in der Forschung und Analyse gemeinsam mit der Universität Florenz,
eigenen Sangiovese-Klonen, sorgfältigster Weingartenarbeit und traditionellem dreijährigen Ausbau in großen „Botti” enstehen wunderschöne, äußerst günstige Brunello, und die großartige Riserva „Poggio
al Vento”. Graf Cinazano ist aktuell dabei die komplette Brunello-Appelation in ein Bio-Paradies verwandeln zu wollen. Es sollen - nach seinem Bestreben - ALLE Betriebe Montalcinos, also auch Fleischhauer, Gärtner usw. auf biologischen Landbau umstellen!
Nur ein Traum? Brunello Annata 2015 ab 33.-- CAPARZO Aus 90 Hektar Weinbergen kommen eine Menge Flaschen Brunello, deshalb verbinden viele Leute, die sich nur oberflächlich für italienischen Wein interessieren
Brunello sofort mit dem einfachen grünen Etikett der Tenuta Caparzo, ist dieser grundsolide Brunello doch auch oft in der gehobenen Gastronomie und bei vielen Weinhändlern und Vinotheken zu finden. 1970 beschlossen einige wohlhabende Freunde aus
Mailand, unter ihnen Nuccio Turone und Carlo Cignozzi (heute in Montalcino der Eigentümer des Bio-Weinguts „Il Paradiso di Frassina”) ihren eigenen Wein zu machen. Sie kauften gutes, damals billiges Land in Montalcino, begannen wirklich
feinen Wein zu keltern und wurden im Handumdrehen zu einem der führenden Brunello-Produzenten. Wein von Caparzo war zwar nie wirklich schlecht, die Qualität schwankte aber in den 90-ern stark. Kurz vor der Jahrtausendwende wurde Caparzo von Altesino-Besitzerin
Elisabetta Gnudi Angelini erworben, generalsaniert und wieder an das Mittelfeld der Musterbetriebe herangeführt. Brunello Annata 2015 ab 28.-- FATTORIA DEI BARBI Die Cinelli-Colombinis sind seit 1790 in Montalcino und gehören
mit den Biondi Santis, den Costantis und den Franceschis zu den Adels-Familien die im späten 19. Jhdt den Brunello mit entwickelten. Ihr blaues Familienwappen auf den Flaschen ist seit 1892 wohl eine der weltweit bekanntesten „Signations”
für Brunello di Montalcino. Barbi-Brunello war immer ein solider und ehrlicher Wein, in den letzten Jahren hat Stefano Cinelli Colombini allerdings nochmals einen großen Qualitätssprung gemacht und seine Weine im absoluten Spitzenfeld Montalcinos
positionieren können (sein 2010 ist unglaublich!) Der Ausbau erfolgt die ersten Monate in kleineren bis mittleren Fässern und danach für mindestens zwei Jahre in großen Botti. Aus rund 70 Hektar Weinbergen kommen ca 200.000 Flaschen Brunello
in den Verkauf. Brunello Annata 2015 ab 32.-- CASTEL CIOCONDO - MARCHESI de FRESCOBALDI Das alte toskanische Adelsgeschlecht ist seit über 700 Jahren mit Weinbau beschäftigt, ihr Abenteuer in Montalcino begann aber erst
1989 mit der Übernahme des zweitgrößten Weinguts der Gegend. Auf 152 Hektar stylt man Weine, die auch geschmacklich eher für den amerikanischen Markt in Barriques ausgebaut werden. Entweder war James Suckling im Vorjahr schwer „angetschechert”,
oder die Frescobaldis haben tatsächlich ein Wunder vollbracht. Tatsache ist, das Suckling ihren 2010-er Brunello als besten Wein Italiens bewertet hat. Ein 2009-er den ich trinken wollte, war zwar nicht fehlerhaft aber dennoch fürchterlich. Brunello
Annata 2015 ab 43.-- CASTIGLION DEL BOSCO Der Titel „die Riesen” passt hier zwar nicht zu den Hektaren an Weinbergen (gesamt 59, also in etwa so groß wie Casanova di Neri), aber wenn Luxus einen Namen haben darf
und RIESIG sein soll, dann Castiglion del Bosco. Wer in seinem Urlaub 12.000.-- Euro Miete pro Tag für eine - zugegeben spektakuläre - Villa ausgeben will und dann nochmals 6.000.-- Euro für einen Hubschrauber-Rundflug mit Besuch und Weinverkostung
auf Francesco Illy`s „Podere Le Ripi” drauf legt, ist in Massimo Ferragamos Märchenwelt im äussersten Nordwesten Montalcinos gut aufgehoben. Auf dem 1.800 Hektar umfassenden Besitz befindet sich neben einer Burg, einem mittelalterlichen
Dorf, zwei Restaurants und den Ruinen einer frühromanischen Kirche ausserdem der einzige private italienische Golf-Club mit einer sagenhaften Einschreibgebühr, und - natürlich - ein Weingut! Als die Ferragamos 2003 dieses RIESIGE Anwesen
kauften, war Castiglion del Bosco längst als Weingut etabliert, konnte über zum Teil 40 Jahre alte Weingärten und einen voll funktionstüchtigen Keller verfügen, der nur zu einem kleinen Teil renoviert wurde. Brunello Annata 2015 ab
45.-- BANFI Als 1977 das italo-amerikanische Brüderpaar MARIANI, das durch den Import von billigem Lambrusco und Valpolicella ein Vermögen in den USA machte, mit einem Helikopter in Montalcino landete, um das Weingut „Poggio
a la Mura” zu kaufen, wurde ein völlig neues Kapitel in der Toskana aufgeschlagen. Mit dem damaligen Ziel im ganz großen Stil einen günstigen italienischen Spumante nach Amerika zu exportieren wurden zuerst abertausende Weißweinreben
ausgepflanzt. Da das Resultat eher ernüchternd war wurde kurzerhand das Konzept völlig umgedreht, man entschloss sich von nun an Rotwein auf einem höheren Qualitätslevel in Amerika verkaufen zu wollen, und stieg ins Brunello-Geschäft
ein. Das Vorhaben wurde unter der Leitung des nicht unumstrittenen Piemonteser Agrar-Ingenieurs Ezio Rivella umgesetzt, der bis in die 2000-er Jahre die Geschäfte auf Banfi führte. Mittlerweile werden auf 900 Hektar Weinbergen über ein dutzend
Sorten angebaut. Banfi ist damit die größte europäische Weinfabrik und besitzt in Montalcino die modernste High-Tech-Kellerei der Welt. Insgesamt erzeugt man über 10 Millionen Flaschen Wein und im Keller stehen über 7000 Barriques,
die selbst erzeugt werden! Obwohl bei Sangiovese-Liebhabern sehr umstritten, war es die Exportpolitik der Marianis, die Brunello erst weltweit bekannt machte. Heute ist das Castello Banfi ein gigantisches Brunello-Disneyland, und zum Großteil von organisierten
amerikanischen Reisegruppen besucht. Ach ja .. auf Banfi baut man mit Vorliebe in Barriques aus, und trat viele Jahre dafür ein, dem Brunello auch Cabernet, Merlot und Syrah zumischen zu dürfen ... und ja, BANFI war in den „Brunellogate”-Skandal
verwickelt, sie waren einer der ganz wenigen Betriebe, bei denen die Staatsanwaltschaft eben unerlaubten Merlot im Brunello gefunden hatte, um den Wein für die amerikanischen Konsumenten „runder” zu machen (warum ist man nicht gleich beim
Lambrusco geblieben?). Auch Antinori und Frescobaldi, die ebenfalls massiv nach USA exportieren „versüßten” ihre Brunello, sehr viel mehr war dann aber auch schon nicht mehr mit „Brunellogate”. Brunello Annata 2015 ab 26.--
CAMIGLIANO PIAN DELLE VIGNE
Der Besitzer von Col dÒrcia, Graf Francesco Marone Cinzano, bei unserem gemeinsamen Dinner in der Osteria „Il Leccio” (© Renate Haslinger)
Auf Col dÒrcia macht man nicht nur wunderschönen Brunello, sondern richtet auch exclusivee Bugatti-Treffen aus!
mit Fabrizio und Allesandro Bindocchi im Fasskeller von IL POGGIONE (© Renate Haslinger)
Stefano Cinelli-Colombini von der Fattoria dei Barbi
Brunello di Montalcino „Die Geheimtipps”
Renate mit Signore Pinti von Pian delle Querci
Und ja - es gibt sie noch, die (meistens doch aber manchal auch gar nicht so kleinen), „unbekannten” Weingüter in Montalcino! Vom internationalen „Punktegericht” lange unbeachtet. Zu jung, zu alt, zu bäuerlich, zu modern?
Oder einfach „ZU VIELE” in Montalcino? Es ist aber nicht nur eine Handvoll, sondern gut und gerne an die einhundert Betriebe, die im internationalen Brunello-Zirkus (noch) keine wesentliche Rolle spielen. Hält der Trend und der Druck aus den
USA an wie momentan der Fall und entwickelt sich das Interesse an Montalcino auch in Asien weiter so rasant nach oben wie jetzt, dann werden auch diese „Geheimtipps” in naher Zukunft keine Tipps mehr sein! IL COLLE Die
extrem traditionell arbeitende kleine Bio-Azienda, in einem der ältesten Anbaugebiete Montalcinos gelegen, gehörte früher zu Conti Costantis „Colle al Matrichese”. 1972 kaufte Alberto Carli die kleine Wirtschaft und begann mit Hilfe
seines besten Freundes, dem legendären Giulio Gambelli, Brunellos für die Ewigkeit zu keltern. Als Alberto 2001 starb, übernahm seine Tochter Caterina den Betrieb und Giulio Gambelli blieb ihr bis zu seinem Tod 2012 als Önologe treu. Caterina
behielt als eine der letzten in Montalcino die ultrakonservative Arbeitsweise im Keller bei: Um das Terroir der Weingärten widerzuspiegeln werden nur natürliche Hefen eingesetzt, es gibt keine Temperaturkontrollen, eine sehr lange Mazeration von
bis zu 40 Tagen auf der Schale, keine Filterung und einen 48-monatigen Ausbau der Brunellos in salwonischen Botti bis zu 50 HL. Einziges Zugeständnis an moderne Strömungen: Caterina arbeitet seit kurzer Zeit auch mit 500-Liter Tonneaux aus französischer
Allier-Eiche. Brunello Annata 2013 ab 37.-- „One of the small jewels in Montalcino`s growing area” - Kerin O`Keefe CERBAIA CERBAIA ist ein relativ kleines 4ha-Weingut (ca 18.000 Flaschen/Jahr) mit Reb-Anlagen
in der nördlich ausgerichteten Montosoli-Cru (nicht zu verwechseln mit dem Nahe gelegenen Gut „Casanuova delle Cerbaie”). Die Pellegrinis haben dieses kleine Stück Land an den nördlichen Ausläufern der Stadt in den 1920-ern
von Biondi Santi gekauft und aus den bereits vorhandenen Weingärten Traubenmaterial an Biondi Santi zurück verkauft, das zu 100% in deren legendären Riserva ging! Durch die wirtschaftlichen Entbehrungen vor/während und nach dem Krieg kam
der Weinbau in Montalcino praktisch völlig zum Erliegen, die Weingärten mussten vernachlässigt werden und die Pellegrinis versuchten als normale Landwirte zu überleben, was nicht gelang. Wie soooo viele Familien verließen sie in den
schwierigen 1970-ern Montalcino und gingen nach Rom, aber die Farm blieb im Familienbesitz. Fabio Pellegrini machte Karriere als Politiker in Brüssel, hatte aber immer den Traum vom eigenen Wein. Er begann auf Weingütern in Frankreich das Handwerk
zu lernen, belegte Kurse auf der Landwirtschaftsschule in Florenz. 1978 pflanzte er neue Rebanlagen aus und produzierte vorerst nur für die Familie Wein. Elena, die junge Tochter des Hauses, die ihrem Vater als erfolgreiche Politikerin folgte hängte
2014 ihren Top-Job in der römischen Regierung an den Nagel ging zurück nach Montalcino, übernahm den Betrieb, gründete eine Familie und schupft, von Insidern als „The Girl from Montosoli” bezeichnet, den ganzen Laden alleine
mit ihrem Mann! FOSSACOLLE Nur einen Steinwurf von CAPRILI in Tavernelle entfernt, leben die Marchettis seit vielen Generationen auf diesem Land. Früher waren sie, wie fast alle einfachen Familien, „Mezzadri”, also
Bauern in naturaler Halbpacht. Als die Mezzadria abgeschafft wurde, verkauften die adeligen Besitzer das Land, nicht aber ohne den Marchettis zuvor den kleinen Hof und einige Hektar Agrarfläche zu schenken! Diese stockten 1984 ihren ersten Sangiovese
aus und präsentierten im Jahr 2002 ihre erste Ernte, einen Brunello aus dem sensationellen Jahrgang 1997. Das von 2,5 ha Rebflächen gewonnene Traubenmaterial fermentiert mit langer Mazeration in Zementtanks und wird danach in 25 HL-Botti und französischen
225 L-Barriques ausgebaut. Brunello Annata 2013 ab 40.-- SAN GIACOMO Als ich im Juli 2019 in Montalcino in der sehr empfehlenswerten, neu übernommenen Vinothek „Vino al Vino” einen eher massiven Einkauf (auch für
Freunde!) tätigte, meinte der sympatische Inhaber Gianluca Turchi nach der Bezahlung, er würde mir noch seinen eigenen Wein als Geschenk drauf geben, das war ein Rosso di Montalcino 2015 - und WAS FÜR EINER! (ich habe dann auch von diesem
Sangiovese noch ein Kistchen mitgenommen). Fakt ist, dass Gianluca der Önologe und Kellermeister der erst 1993 gegründeten Podere San Giacomo ist, die nordöstlich der Stadt bei Val di Cava liegt und von Elena Nardi und Graziella Pieri betrieben
wird. Man produziert nur rund 4.000 Flaschen Brunello (36 Monate in Botti aus französischer Eiche) und 1.500 Flaschen Rosso di Montalcino (12 Monate im Tonneaux) Brunello Annata 2013 ab 35.-- PIAN DELLE QUERCI Die Familie Pinti
ist das Sinnbild einfacher Montalcineser Bauern. Der Hof liegt weit im Norden (von Casato Prime Donne weiter, dann links 2 Häuser, 2 Kellereien). Große Botti, 36 Monate im slawonischen Eichenholz - und das sensationelle dran - der Preis!!! Unvergessen
bleiben wird mir die halbe Stunde, die Seniorchef Pinti benötigte, um die Rechnung für unsere 12 Flaschen Brunello zu schreiben. Brunello Annata 2010 (ab Hof) 18.-- TERRE NERE Die Kellerei liegt am Grundstück von
Pian delle Querci, die Weingärten südlich von Castelnuovo dellÀbate beim Castello di Velona. Sehr junger Betrieb des Quereinsteigers Pasquale Vallone. Der erste Brunello des Hauses kam 2002, seither konnte sich die Familie Vallone mit stattlichen
Bewertungen in Montalcino etablieren, was sicher auch auf das gute Traubenmaterial und der sehr traditionellen Arbeit im Keller mit 36 Monaten Ausbau in großen Botti aus slawonischer Eiche beruht. Brunello Annata 2015 ab 38.-- LUCIANI
Kleiner Familienbetrieb zwischen Fuligni und Casanova di Neri, kaum zu finden, wenn man nicht weiß, welchen Feldweg man nehmen soll. Der sympatische Fancesco Luciani baut seinen Sangiovese ebenfalls für 36 Monate im großen Botte aus. (Seine
Frau serviert übrigens seit vielen Jahren in der rustikalen, aber sehr gut aufkochenden „Osteria di Porta al Cassero” mitten in Montalcino, wo es nicht nur sensationelle Pinci, herrliche Innereien wie geröstete Leber oder Zunge gibt,
sondern laut meiner Frau Renate das „beste Tiramisu der Welt”). Brunello Annata 2014 ab 35.-- PADELLETTI Von Weinmagazinen und Kritikern bis vor Kurzem völlig übergangen, gehören die Padellettis dennoch
zu den ältesten Familien Montalcinos, besitzen seit 1571 Rebberge direkt in der Stadt, waren 1925 gemeinsam mit Tancredi Biondi die Gründer der ersten Genossenschaft Montalcinos und spielen in der Geschichte des Brunello di Montalcino eine große
Rolle! Auf Grund ihrer Verdienste bei der Verteidigung Montalcinos gegen das Heer der Medici und der Spanier erhielten die Padellettis Teile der nördlichen Stadtmauer, die Giovanni Padelletti damals entwarf und gegen den Ansturm bauen ließ, und
zwei Stadttore, die noch immer in ihrem Besitz sind und die sie auch bewohnen. Aus der Familie gingen angesehene Ärzte, Richter, Juristen, Architekten oder Uni-Professoren hervor, und die Geschichte Montalcinos würde ohne Padelletti vermutlich völlig
anders aussehen, denn Carlo Augusto Padelletti gründete im Jahr 1900 das erste Elektrizitätswerk, baute das erste Kino, ein Sägewerk, eine Getreide- und Olivenmühle und eine Druckerei! Auch seine eigene protestantische Kirche, die noch
immer steht, ließ er errichten, was ihm wenig Sympathie bei der streng katholischen Oberschicht Montalcinos einbrachte. Nach den Reblaus-Katastrophen und dem Krieg pflanzte Guido Filippo Padelletti wieder Reben aus, diesmal ausschließlich Sangiovese
für Brunello. Das meiste Traubenmaterial wurde jedoch immer verkauft, nur die allerbesten Trauben behielt man und füllte hauseigenen Brunello, der im Familienkeller unter den Stadttoren reifte und extrem langlebig war und ist. Auf Grund ihrer beruflichen
Verpflichtungen war den Padellettis die Expansionspolitik Montalcinos in Sachen Wein bis vor kurzem völlig egal und man füllte gerade einmal 5.000 Flaschen für den Familien-Clan und Freunde. Mit Claudia Susanna Padelletti änderte
sich 2004 erstmals die Familien-Tradition, denn Claudia stieg aus ihrer erfolgreichen Bank-Karriere aus und zu 100% in den Weinbetrieb der Familie ein. 2008 folgte ihr auch Sohn Silvano Tarducci ins Weingeschäft und gemeinsam lenken sie das Familien-Schiff
nun in eine neue Richtung, ohne aber Traditionen über Bord zu werfen. Die ersten Erfolge stellen sich ein und dies völlig zurecht, keltert die Familie doch seit Jahrzehnten einen der Kult-Brunellos der Stadt, nur eben völlig ohne Schnick-Schnack!
Brunello Annata 2013 ab 35.-- LA FORNACE Winziger Betrieb im Osten der Stadt in einer der allerbesten Lagen für Sangiovese (daneben liegt das ebenfalls empfehlenswerte Gut „La Serena”). Der zum Teil lehmige Sandsteinboden
gab dem Anwesen seinen historischen Namen „Der Ofen”, weil hier seit 1490 für viele Jahrhunderte Ziegelöfen betrieben wurden. Aus knapp unter 5 ha Weingärten zaubert Fabio Gianetti wunderschöne Brunellos. Brunello Annata 2014
ab 40.-- FORNACELLA Die Nachbarn von LA FORNACE und noch um ein Stück kleiner. Auf nur 2 ha erzeugt dieser „Bio-Winzling” sehr saubere Oldschool-Brunellos mit 36 Monaten Fassreife in großen Botti. Brunello
Annata 2012 ab 31.-- FORNACINA Nur wenige Meter gegenüber LA FORNACE (der zuführende Feldweg trennt die beiden Weingüter), und neben FORNACELLA liegt der dritte kleine Betrieb, dessen Namen auf den Ursprung der früher
dort gelegenen Ziegelöfen hinweist und wo ebenfalls biologische Landwirtschaft betrieben wird. Seit 1922 macht die Familie Wein für den Eigenbedarf, der erste Brunello wurde in verschwindenden Mengen 1981 gefüllt. Die Rebfläche wuchs langsam
auf fünf Hektar. Sehr klassischer Sangiovese. Brunello Annata 2013 ab 38.-- TIEZZI Geht es um die Geschichte Montalcinos und seines Brunello kommt man an ENZO TIEZZI nicht vorbei! Dreht man die „Brunello-Uhr” sehr
weit zurück, nämlich ins Jahr 1870, dann landet man bei einem wichtigen Verwandten Enzo Tiezzis, nämlich Riccardo Paccagnini vom historischen Weingut SOCCORSO. Der Professore war neben den Biondi Santis einer der Allerersten, die mit dem professionellen
Verkauf dieses Weins zu tun hatten - UND - er war 1870 der ERSTE, der ein Flaschen-Etikett herstellen ließ, das den Namen BRUNELLO trug! Die Auszeichnungen, die er für diesen Wein in Bordeaux, Paris, Marseille und Rom erhielt, sind alle erhalten
und werden von Signore Tiezzi wie ein kostbarer Schatz behandelt. Bereits 1959 wurde Enzo Tiezzi vom historischen Weingut „Poggio alle Mura” (jetzt Banfi) engagiert, um neben seinem Studium im Betrieb zu arbeiten. Er blieb 14 Jahre, schrieb
sein Doktorat - natürlich über Brunello di Montalcino - und ging 1973 als Chef-Önologe zu der Firma, die damals „Col dÒrcia” und „Argiano” leitete. Von 1983 bis 1988 war er der Direktor des Consorzio, überzeugte
in dieser Funktion die italienische Regierung einen DOC Rosso di Montalcino zuzulassen und konnte die Appelation von DOC-Status zu DOCG erheben. 1988 wechselte er zu „Val di Suga” und arbeitete als Berater auch für andere Weingüter in
Montalcino. Ab 1989 kaufte er schrittweise die historischen „Zwergen-Weingüter” Poggio Cerrino, Cigaleta und 1999 den komplett verlassenen und verfallenen Hof Soccorso, wo eben 1870 das erste Brunello-Etikett entstand! Die nicht mehr existenten
Weingärten wurden neu angelegt. TIEZZI als Brunello-Abfüller besteht somit aus drei sehr kleinen Höfen mit insgesamt nur 3,9 ha Weingärten. Ausbau für 4 Jahre in großen Botti. Brunello Soccorso Annata 2014 ab 36.--
MOCALI Kleines, sehr feines Weingut mit 6 ha Sangiovese-Gärten im Südwesten des Anbaugebiets um Tavernelle. Die Weine des Hauses würde ich als herausragend einstufen und trotz internationaler Stilistik (Ausbau 24 Monate Barrique, 12
Monate Botte) gehören die Mocali-Brunellos momentan mit zu meinen Favoriten (absolut empfehlenswert der Annata 2013). Brunello Annata 2014 ab 34.-- SAN CARLO In unmittelbarer Nachbarschaft zu Mocali wird seit 1974 Brunello
abgefüllt, die Menge hält sich mit 6.000 Flaschen mehr als in Grenzen, der Ausbau ist sehr traditionell für 36 bis 48 Monate im großen Botte und das Ergebnis toll strukturierte Weine. Brunello Annata 2010 um 30.-- FERRERO
Die Brunellos 2004 und 2010 des jungen Hauses waren Kritikern wie Wine Spectator, Galloni und Suckling satte 95 Punkte wert und das deutsche „Vinum” stellte den 2008-er auf das selbe Podest wie Mastrojanni und Le Potazzine. Sehr viel mehr ist
dann nicht mehr zu sagen, ausser dass das Weingut erst in den späten 1990-ern vom Schweizer Pablo Harri und der Piemonteserin Claudia Ferrero gegründet wurde und sich steil nach oben entwickelt. Und ja - Harri war lange Jahre „Winemaker”
auf Col DÒrcia, was einen satten Erfahrungs-Schatz garantiert! Ausbau für zwei Jahre in 10 HL und 30 HL-Botti aus französischer Allier-Eiche und für ein Jahr im 500 Liter-Tonneaux. Natürlich macht man hier auch feinstes Olivenöl
und Grappa. Brunello Annata 2013 ab 40.-- SAN POLO 2005 gegründetes „State Of The Art” Bio-Weingut in der Top-Lage Podernovone (Nachbarn: Terralsole, Gianni Brunelli, Salicutti), das für seinen Kellerneubau
als erst zweites Weingut der Welt mit der „Casa Clima Wine Certification” ausgezeichnet wurde. Aus 8 ha Brunello-Weingärten (der Großteil davon bereits 1990 gepflanzt) holt man bestes Traubenmaterial, das in 500 L-Tonneaux für zwei
Jahre ausgebaut wird. (Der Rosso kommt für 12 Monate in große Botti) Das Ziel der Eigentümer ist die Weltspitze, die man bereits mit zwei anderen Weingütern in Bolgheri und im Valpolicella erreicht hat. Brunello Annata 2013 ab 38.--
POGGIARELLINO Hier findet man noch das, was man als alten Bauernhof ohne jeglichen Firlefanz oder Zugeständnis an irgendwelche Modernität bezeichnen kann, ganz einfach weil das gut 80-jährige Ehepaar weder Geld, noch
Kraft und Zeit für Modernisierungen hat. Als Ludovico und Anna Ginotti sich in den 1990-ern von ihrem Arbeitsleben in Siena in die Pension verabschiedeten und das kleine Bauernhaus im äussersten Norden Montalcinos kauften, hatten sie - wie so viele
vor ihnen die hier hängen bleiben - eigentlich nur vor, Wein für den Eigenbedarf zu machen. Dann kam es doch anders und einige tausend Flaschen sind zuviel zum selber Trinken, so gehen ihre Oldschool-Brunellos, die 48 Monate in großen Botti
ausgebaut werden doch an einige Fans des Hauses. Um sich bei der Benvenuto zu präsentieren oder irgendwelche Marketing-Strategien zu entwerfen, dafür sind die Beiden zu schüchtern. Dennoch findet ihr Wein den Weg zu den Kritikern und James Suckling
zeichnete den 2010-er Brunello mit sensationellen 95 Punkten aus! Brunello Annata 2013 ab 40.-- RENIERI Einer der wenigen „100 Punkte-Weinbaubetriebe” Montalcinos! Der 2010-er Brunello Riserva bekam von James Suckling
sensationell die 100! Die unter „Castello di Bossi” eingetragene Firmengruppe von Marco Bacci betreibt zwei Weingüter im Chianti Classico und eines in der Maremma, im Südosten Montalcinos stehen seit dem Ende der 1990-er 30 ha unter Wein
(auf allen 4 Betrieben zusammen zählt man 206 ha Weingärten). Renieri ist ein schönes Beispiel für einen gelungenen modernen Brunello, der 2 Jahre in Barriques und 12 Monate in großen Botti reift. 95 Punkte vom Wine Advocate für
den 2010-er Annata, 93 Punkte von Falstaff für den 2006-er, sprich auch andere Kritiker zücken hohe Punkte! Brunello Annata 2012 ab 30.-- LA PALAZETTA Familienbetrieb in Castelnuovo dellÀbate. Flavio und Carla Fanti
haben 1988 ihren ersten Sangiovese abgefüllt, damals von nur einem Hektar Weingärten. Heute bestellen ihre Kinder Flavio und Tea 20 ha Wein und 2500 Olivenbäume! 42-monatiger Ausbau in französischer Eiche. Brunello Annata 2013 ab 35.--
QUERCE BETTINA Noch ein Montalcino-Märchen vom Traum zur Erfüllung: Sandra Barenghi und Roberto Moretti machten 1990 in Montalcino Urlaub, verliebten sich in die Gegend, kauften ein Stück Land, bauten 1995 ein kleines
Haus und kultivierten darauf 6 ha im Westen der Stadt mit nur 1 ha Brunello-Garten und 1,4 ha Rosso di Montalcino, sowie 530 Olivenbäumen und einem herrlichen Gemüsegarten. Die erste Ernte erfolgte im Traum-Jahr 2004. Ausbau für 36 Monate im
22 HL-Botte für den Brunello und 12 Monate im Tonneaux für den Rosso. UCCELLIERA CELESTINO PECCI BRUNELLI LUCA AGOSTINA PIERI LA RASINA CASTELLO TRICERCHI BEATESCA IL BOSCO DI GRAZIA CASA
RAIA BELPOGGIO COLLEONI NOSTRA VITA TASSI-FRANCI ARMILLA CASISANO COLOMBAIO VILLA I CIPRESSI RIDOLFI LE MACIOCHE CANNETA IL COCCO MOLINARI CARLO LE GODE IL PODERUCCIO
TENUTA BUON TEMPO VITANZA LA FUGA VERBENA POGGIO CELSI TENUTA SAN GIORGIO VINI ITALIANI DA SOGNO
Elena Pellegrini (CERBAIA)
Simone Biliorsi und Janne Enevoldsen von Fornacina © Tim Atkin
Ein seltenes Bild. Der verschneite Bauernhof LA FORNACE
Caterina Carli „IL COLLE” © Susan Wright
Weingarten von Terre Nere im südlichsten Süden Montalcinos © Linda Frosini
Padelletti rückt ins Rampenlicht!
Die Fässer - „Le Botti”
„Eine Eiche braucht 100 Jahre um zu wachsen, 100 Jahre um zu leben und 100 Jahre um zu sterben” Auch für Insider nicht immer wirklich bekannt oder nachvollziehbar, erkläre ich hier kurz die Geschichte zu den Fässern,
die in Montalcino historisch Verwendung fanden und immer noch (und auch wieder) finden. „BOTTE” ist die italienische Bezeichnung für FASS, spricht man allerdings in Montalcino (und auch im Barolo und Chianti Classico) - fast liebevoll
- von DEN FÄSSERN, „LE BOTTI”, dann ist damit ein sehr spezieller Fasstyp aus SLAWONISCHER EICHE gemeint. Hier kommt es bereits zu den ersten Missverständnissen, denn selbst große amerikanische Wein-Importeure, die mit Brunello
handeln oder sogar Wein-Kritiker/Journalisten sprechen oftmals vom „big Slovenian oak barrel” (auch vom „Holzfass aus Slowenien für Brunello” habe ich schon in deutschen Fachzeitschriften gelesen!), also vom „großen
Holzfass aus Slowenien”. Es ist vielleicht nur ein kleiner Rechtschreibfehler dieses A und O zu verwechseln, dafür aber ein frappanter geographischer Fehler, denn Slowenien und Slavonien liegen gut und gerne 350 Kilometer auseinander. Der Staat
Slowenien hat mit dem Landstrich Slawonien genau nicht zu tun, denn die ausgedehnten slawonischen Eichenwälder, aus denen das begehrte Holz gewonnen wird, befinden sich auf rund 150 Kilometer Länge im Osten Kroatiens, und reichen von Südungarn
bis Bosnien. Früher waren 75% der Fläche Slawoniens mit riesigen Eichenwäldern bedeckt, heute sind es nur noch 35%. Das hat sowohl mit dem boomenden Holzexport der letzten 150 Jahre, als auch mit Hochwasserschutz und Bewässerung
der Landwirtschaft zu tun, denn den Eichenwäldern kommt das Grundwasser abhanden. (Die Eichenwälder Slawoniens bildeten im Habsburger-Imperium auch eine wichtige Bezugsquelle für das Schiffbauholz der österreichischen Kriegsmarine)
Von weltweit rund 300 verschiedenen Eichenarten eignen sich nur drei für den Fassbau! QUERCUS ALBA, die amerikanische Weißeiche und die Sommereiche QUERCUS PEDUNCOLATOR, sowie die Steineiche QUERCUS SESSILIS, beide in Europa beheimatet. Aktuell
haben wir drei Hauptquellen, die bedeutendste in den zentralfranzösischen Forsten und den Vogesen, die zweite eben in den Gebieten Ex-Jugoslawiens und die dritte in den Vereinigten Staaten von Amerika. Während die Eiche aus den USA extrem aromatisch
ist und elegante Weine zu stark dominiert, ist die französische Eiche gegenteilig sehr elegant und fein, allerdings auch so richtig teuer und wird deshalb vowiegend für den Bau der kleinen 225 Liter-Barriques genützt. Das Holz der neutralsten
Eiche, der SOMMEREICHE, kommt aus Slawonien und wird seit alters her zum Bau großer Fässer verwendet. Dieser neutrale Geschmack der SOMMEREICHE ist auch das schlagendste Argument für den Einsatz der großen BOTTI in Montalcinos
Weinkellern! In alten Zeiten kamen in Montalcino oftmals Botti aus Kastanien zum Einsatz, das Holz dieses Baums ist aber sehr intensiv und als die Familie Biondi Santi vor 150 Jahren mit den Fässern aus Jugoslawien zu arbeiten begann, folgten über
die Jahrzehnte die allermeisten Winzer ihrem Erfolg mit diesem Holz. (Ich kenne allerdings einen alten Winzer, der immer noch Kastanien-Botti im Keller stehen hat) Da sich SANGIOVESE GROSSO, die Traube, die in Montalcino kultiviert wird, durch einen
bereits sehr hohen Tanningehalt in den Schalen auszeichnet, ist möglichst neutrales Holz der beste Weg für die Reifung, auch um den starken Charakter des SANGIOVESE nur zu unterstützen und nicht zu dominieren. Genau DAS ist das Ziel eines guten
Winzers/Önologen! (das trifft auch auf die tanninreiche NEBBIOLO-Traube des Piemont zu, dem Grundmaterial für Barolo, Barbaresco, Roero und Langhe)
Die italienische Fassbinderei GARBELLOTTO existiert seit 1775 und gehört zu den Weltmarktführern © Garbellotto
2016 im Fasskeller von FATTOI © Renate Haslinger
alte 1000 Liter Fässer auf „Il Greppo” © Renate Haslinger
Brunello-Probe direkt aus den mächtigen Botti, 2016 mit Graf Cinzano auf Col dÒrcia © Renate Haslinger
Stella DiCampaltos Botti © Renate Haslinger
mit der früheren Direktorin Rada Linke im Keller von Mastrojanni © Renate Haslinger
Ettore Spina gewährt uns eine Fassprobe des Brunello 2015 auf Sesta Di Sopra © Renate Haslinger
der beeindruckende Keller auf Altesino © Renate Haslinger
Die Fässer am legendären Gut Poggio di Sotto
Brunello di Montalcino - „Die Zauberer” - Die Önologen
Maurizio Castelli
Kaum ein Weingut in Montalcino arbeitet ohne beratende Önologen, die oft einen entscheidenden Anteil am Aufstieg der Winzerbetriebe haben. Somit hat sich eine Art innerer Kreis an Spezialisten in Montalcino festgesetzt, die zwar einerseits für
eine mittlerweile sehr konstante Qualität der Weine - auch in schlechten Erntejahren - garantieren, andererseits bei den Weinen aber auch unverkennbar ihre Handschrift hinterlassen. Hier ist zukünftig viel Feingefühl der Winzer erforderlich!
GIULIO GAMBELLI (+ 2012) ”il grande maestro del Sangiovese” Gambelli war vermutlich die wichtigste Figur in der toskanischen Weinwelt.
Geboren 1925 in Poggibonsi arbeitete er bereits mit 14 am Weingut Enopoli de Poggibonsi, wo er dem Direktor Tancredi Biondi Santi wegen seines ausgeprägten Geschmacksinns sofort auffiel, der ihn - erst 15 Jahre alt - auch umgehend zu seinem Assistenten
und Laborleiter (auch auf der Tenuta Il Greppo) machte. Ab diesem Zeitpunkt widmete sich Gambelli der lebenslangen Studie von Sangiovese, wurde als Konsulent von praktisch allen Weingütern Montalcinos verpflichtet und gab vielen Weinen auf Il Greppo,
Cerbaiona, Case Basse, Il Colle, Il Paradiso di Manfredi, Lisini, Poggio di Sotto und auch auf Montevertine (Chianti Classico) den letzten Schliff. Vor allem aber war er in einer Zeit, in der jedes Weingut mit Cuvees zu arbeiten begann derjenige der die Einzigartikeit
eines 100%-igen Sangiovese predigte. Gambelli war zudem ein Verfechter der großen Fässer aus slawonischer Eiche, vom Barrique hielt er wenig. Durch seine Kontakte zu hunderten Weinbauern, zum Consorzio und anderen Institutionen war es mit auch sein
Verdienst, dass der Brunello ein Brunello geblieben ist!
Giulio Gambelli begleitete unglaubliche 70 Ernten auf hunderten Weingütern Italiens! PAOLO
VAGAGGINI Biondi Santi, Fuligni, Il Marroneto, Ciacci Piccolomini dÀragona, Gianni Brunelli, Poggio Antico, Canalicchio di Sopra, Il Palazzone, Podere Le Ripi, Caparzo, Il Paradiso di Manfredi - das sind
die klingenden Namen von Brunellos hinter denen der nie aufdringlich arbeitende Önologe steht, der mit seinem Schaffen seit 1975 versucht das Terroir und den Charakter des betreffenden Winzers heraus zu arbeiten. 2013 wurde er beim „Wine Star Award”
als einer der fünf wichtigsten Önologen der Welt ausgezeichnet. MAURIZIO CASTELLI Der äusserst bescheidene, ja schüchterne Agrar-Ingenieur,
der sich vor allem als Berater des Consorzio Chianti Classico einen Namen machte, wurde einer der engsten Freunde Andrea Machettis vom Spitzen-Gut Mastrojanni, mit dem er den Kult-Brunello „Schiena dÀsino” entwickelte und wo er nach wie
vor im Keller Wunder wirkt. Castelli zeichnet auch für den legendären Risverva „Poggio al Vento” vom Cinzano-Weingut Col dÒrcia verantwortlich und ist seit wenigen Jahren auch Berater auf Il Palazzone.
FRANCO BERNABEI Er ist einer der führenden Önologen Italiens, stammt aus einer Familie von Weinhändlern in der Nähe Paduas, und ging als junger Mann in die
Toskana. Klingende Namen im Chianti wie Felsina oder Fontodi führte er in andere Dimensionen und so verdankt auch LISINI in Montalcino dem umtriebigen Önologen den Durchbruch zur absoluten Spitze. CARLO FERRINI Der Star-Önologe, der in ganz Italien gebucht wird, in der Toskana zb für die Weine am Castello di Brolio im Chianti Classico oder Podere Sapaio in Bolgheri beratend zur Seite steht,
war einer der großen Barrique-Invasoren in Montalcino. Mittlerweile betreibt er sein eigenes, winziges Kult-Weingut „Giodo” in der Appelation und hat sich vom kleinen Holz völlig abgewandt. Auf dem Castello Romitorio ist er nach wie
vor der Önologe, die Casanova di Neri hat er gemeinsam mit Giacomo Neri und ihrem Brunello „Tenuta Nuova” in den Olymp des Weins katapultiert und 2001 dafür erstmals den weltweiten „Wine Of The Year” verliehen bekommen und
für den 2010-er sowohl von James Suckling als auch vom Wine Advocate 100 Punkte erhalten.
Giulio Gambelli (1925 - 2012) bei der Arbeit auf „Il Colle”
Paolo Vagaggini bei seiner „Zauberei”
Mastrojanni-Chef Andrea Machetti (links) mit MAURIZIO CASTELLI
Franco Bernabei © 5StarWines
Carlo Ferrini mit Tochter Bianca, die das Weingut Podere Giodo in Montalcino leitet.
Die Osterien
Gianni Brunelli + 2008 (Osteria Le Logge)
Wein und gutes Essen ist in Italien so eng verbunden wie das Amen nach dem Gebet. Ich habe in diesem Land seit 1971 (meinem ersten Besuch) vom Friaul über die Dolomiten, Venetien, Lombardei, Toskana bis Sizilien nie schlecht gegessen, oftmals allerdings
SENSATIONELL und versuche einige dieser Erlebnisse hier „abzurufen”! (beschränke mich dabei aber auf den Großraum Montalcino, denn alleine meine gestronomischen Erlebnisse in Bologna, Palermo, Padua, Ferrara, Verona, Bozen, Lucca, Bergamo,
Arezzo oder Venedig, Triest und Udine würden Bücher füllen, da ich ja allein beruflich schon mindestens fünfmal im Jahr in meinem Lieblingsland verweilen kann) OSTERIA LE LOGGE (Siena) Das „Mutterschiff”
im Raum Siena, gegründet von Gianni und Laura Brunelli, hat mich noch nie enttäuscht. Das mag vielleicht auch an unserer Freundschaft mit Laura und dem Geschäftsführer Mirco Vigni liegen. Was Chefkoch Nico Atrigna aus Küche und Maitre
Agostino La Sorte aus dem Keller zaubern ist atemberaubend. Im weit in den Untergund Sienas hinab führenden Weinkeller, der aus Zeiten der Etrusker (!!) stammt, könnte man Tage verbringen! Der geborene Montalcineser GIANNI BRUNELLI emigrierte in
den 70-ern auf Grund der prekären Arbeitslosenzahlen in Montalcino mit seiner gesamten Familie nach Siena, wo er kurz darauf Laura am Piazza del Campo um eine Zigarette bat. Der Rest ist Geschichte und war bis zu seinem Tode im Jahr 2008 eine Traum-Ehe.
Die Osteria Le Logge gleich neben dem Piazza del Campo wurde Ende der 1970-er eröffnet und binnen kürzester Zeit kochten sich Gianni, seine Mama und Laura in die Herzen ganz Italiens - nein - der ganzen Welt! Hier isst neben dem „Dottore”
auch „das Volk” und eine illustre Schar an Stammgästen wie Gianna Nannini, eine enge Freundin des Hauses, Sting - der ja selbst in der Nähe lebt - oder Cindy Crawford, George Clooney, Romano Prodi uva sind immer wieder in der Kult-Osteria
anzutreffen. TRATTORIA IL LECCIO (SantÀngelo In Colle - Montalcino) Nicht erst seit wir vom Grafen Cinzano zu einem unvergesslichen Festmahl in dieses wunderbare Restaurant eingeladen wurden ist es für mich die „beste
Adresse am Platz” (also in Montalcino). Geführt von der Familie Tognazzi, Gastronomie-Urgesteinen Montalcinos, wird man aus der Küche von Gianfranco mit unglaublichen Kreationen bombardiert! Vom Gastgarten am Kirchenplatz aus kann man einen
der schönsten Sonnenuntergänge der Toskana mitverfolgen! Mein Lieblingsplatz ist der Stammtisch in der hauseigenen, benachbarten Vinothek, wo man umzingelt von den besten toskanischen Weinen aus dem Vollen schöpfen kann. Dass auch hier
täglich bis zu sechs verschiedene Brunellos offen ausgeschenkt werden versteht sich von selbst und mit Glück erwischt man vielleicht den Tag an dem es zb einen Biondi Santi Annata aus 1995 - glasweise - gibt! OSTERIA PORTA AL
CASSERO (Montalcino) Einfach, günstig und SEHR gut, mit täglich anderen offen ausgeschenkten Brunellos, setzt das kleine Lokal mitten in Montalcino seit vielen Jahren auf eine noch niemals veränderte Speisekarte mit kleinem Angebot, welches
es allerdings „in sich hat”! Mit sensationellen Pinci (die dicken Nudeln Montalcinos), einem Innereien-Schwerpunkt wie Geröstete Leber, Kutteln oder Polenta mit Wildschwein und Gerösteter Hase, sowie dem (laut meiner Frau und Spitzenköchin
Renate) besten Tiramisu des Planeten ist der schlichte, enge Betrieb immer einen Besuch wert! AGRIRISTORANTE IL PELO NELLÙOVO (San Giovanni DÀsso - Montalcino) Geheimtip mit Kult-Faktor. Hoch auf einem Hügel gelegen
mit Blick auf den Monta Amiata und nur drei Tischchen auf der Terrasse sowie zwei im Haus. Wir wurden zu diesem bezaubernden Platz von unserer Freundin, der Winzerin Gianna Neri entführt. Gekocht wird was die Gastgeberin gerade im Sinn hat und im eigenen
Gemüsegarten und beim nebenan gelegenen Bio-Bauern findet - und das war GRANDIOS! OSTERIA BASSOMONDO (Castelnuovo dellÀbate - Montalcino) Wer vor dramatischer Rustikalität nicht zurück schreckt und damit leben
kann, dass man auch hier nur auf den Tisch bekommt, was in der Küche gerade gekocht wird, sowie eine eher ruppige Bedienung - der die Worte Gastronomie und Service unbekannt sein dürften - nicht scheut, und wer sich obendrein nicht darüber wundern
will, dass das Lokal zumeist gästelos ist, wird hier mit „Mamas Küche” (einfach, gut & viel) belohnt. Die meisten Produkte stammen aus der Familien-Fleischerei der Sassettis. Der hauseigene Brunello des verstorbenen Padrone Vasco
Sassetti ist - so wie das ganze Setting - KULT und könnte einem Fellini-Film entnommen sein. RISTORANTE & VINARIA LE POTAZZINE (Montalcino) Unsere Erfahrungen bei den „Kohlmeisen” (so die Übersetzung
für POTAZZINE) waren immer gut, allerdings saß auch Patrone Gorelli selbst zumeist an unserem Tisch. Modern interpretierte toskanische Klassiker, 500 Positionen auf der Weinkarte und das Ambiente des Piazza Garibaldi machen das Lokal zu einem „Golden
Spot”. OSTERIA LA PORTA (Monticchiello - Pienza) Wenige Kilometer südöstlich von Pienza und somit eine halbe Autostunde von Montalcino erreicht man das Bergdorf auf der Strada 88 kommend über eine pittoreske,
von Zypressen gesäumte Anfahrt. Das direkt auf der Befestigungsmauer gelegene Lokal überzeugt mit einer kleinen, täglich geänderten Karte und einem spektakulär aufkochenden Küchenchef, sowie einem grandiosen Ausblick von der Terrasse.
CAFFE FIASCHETTERIA ITALIANA 1888 (Montalcino) Zwar alles andere als eine Osteria, eben ein Caffè, und dann doch wieder nicht, sondern eine Weinhandlung, oder doch nur ein Caffè, ist dieses mitten in Montalcino gelegene,
von den Einheimischen liebevoll „Florian” genannte architektonische Kleinod, das über die Jahre leider sehr unter dem Ansturm der Touristen gelitten hat. Das Lokal hat massiv an Service, Freundlichkeit und Qualität eingebüsst, und
wird „zu Saison” eben wegen seines Kult-Status von lauten Touristen überrannt. Einheimische machen dann einen großen Bogen umd das Florian. Tritt man abseits „der Saison” ein, verwandelt es sich in einen ruhigen Ankerplatz,
wo von der uralten Faema-Maschine allerbester Espresso kommt und man bei bis zu 10 offenen Brunellos, die täglich wechseln, die guten alten Zeiten abrufen kann. Für mich war das Florian quasi der „Einstieg” in Montalcino. Als ich 1990
zum ersten Mal nach Montalcino kam wurde ich ebendort von einer Runde junger Weinbauern in Grund und Boden gesoffen! Das Florian wurde 1888 von der Familie Biondi Santi in Anlehnung an das venezianische Caffe FLORIAN eröffnet, die Einrichtung,
Innenarchitektur ist nach wie vor unverändert.
Osteria Le Logge / Siena
Renate geniesst ihr Bistecca Fiorentina in der Trattoria Il Leccio / Montalcino
wunderbarer Panzanella in der Osteria Porta Al Cassero (Montalcino)
Gianfranco Tognazzi, Padrone der Trattoria Il Leccio / Montalcino
Renate, Gianna Neri und die Gastgeberin Lisetta im Agriristorante Il Pelo Nelluovo
10 offene Brunellos aus 2012 im CAFFE FIASCHETTERIA ITALIANA 1888 © Renate Haslinger
mit Freunden in der Osteria Bassomondo (Montalcino)
mit SIgnore Gorelli im Ristorante & Vinaria LE POTAZZINE (Montalcino)
Calamari in höchster Vollendung in der Osteria La Porta (Monticchiello - Pienza) © Renate Haslinger
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